Brandenburg: Hitze belastet rund 230.000 Beschäftigte im Job
Potsdam, 4. Juni 2024. Stickige Luft in Büroräumen und Werkshallen, Bruthitze auf Baustellen: 20 Prozent der Beschäftigten in Brandenburg fühlt sich bei Hitze während der Arbeit stark belastet (Bund: 23 Prozent). Hochgerechnet auf alle Erwerbstätigen im Land sind das rund 230.000 Menschen. Mehr als zwei Drittel sehen ihre Leistungsfähigkeit durch Extremtemperaturen eingeschränkt. Etwa jede und jeder Achte hat hitzebedingte Gesundheitsprobleme. Das sind zentrale Ergebnisse aus dem DAK-Gesundheitsreport 2024 für Brandenburg.
„Hitze gewinnt als Gesundheitsrisiko zunehmend an Bedeutung – auch für die Beschäftigten“, sagt Anke Grubitz, Landeschefin der DAK-Gesundheit in Brandenburg. „Beim Klima- und Hitzeschutz brauchen wir eine Bewusstseinswende und mehr Aufklärung.“
Für den Report „Gesundheitsrisiko Hitze. Arbeitswelt im Klimawandel“ hat das IGES Institut in Berlin die Daten von 109.000 erwerbstätigen DAK-Versicherten in der Mark ausgewertet. Außerdem wurden im Zeitraum vom 22. August bis zum 8. September 2023 mehr als 200 Brandenburger Beschäftigte im Alter zwischen 18 und 65 Jahren repräsentativ befragt. Demnach fühlen sich insbesondere Erwerbstätige über 50 Jahre durch Hitze stark beeinträchtigt (25 Prozent), ebenso wie Menschen mit einer chronischen körperlichen oder psychischen Erkrankung (26 beziehungsweise 23 Prozent). Auffällig ist auch: Unter den Menschen, die überwiegend im Freien arbeiten, ist der Anteil der stark Belasteten mit 29 Prozent wesentlich höher als bei den Beschäftigten, die nicht im Freien tätig sind (17 Prozent). Ebenso sind körperlich Tätige deutlich stärker belastet als diejenigen, die vorwiegend geistig arbeiten.
Reduziertes Leistungsvermögen bei Hitze
Mehr als zwei Drittel der Befragten in Brandenburg sehen zudem eine Einschränkung ihrer Leistung durch extreme Temperaturen. 57 Prozent fühlen sich leicht und zwölf Prozent deutlich eingeschränkt. Rund jede und jeder Achte beobachtet bei sich hitzebedingte Gesundheitsprobleme (knapp 12 Prozent). „In unserem Report wird bedrohlich deutlich, wie Hitzewellen bereits jetzt die Arbeitsbedingungen beeinflussen und sich auf Wohlbefinden, Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Beschäftigten auswirken. Wir begrüßen in Brandenburg die Gründung des Zentralen Netzwerks Hitzeschutz, um konkrete Hitzeaktionspläne und Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung zu erarbeiten und umzusetzen“, ergänzt Grubitz anlässlich des bundesweiten Hitzeaktionstages, der am 05.06.2024 stattfindet.
Zusammenhang von Hitze und Krankenstand
Laut Report gibt es erste Auffälligkeiten beim Krankenstand. In der Analyse der Krankschreibungen aller DAK-versicherten Beschäftigten in Brandenburg zeigt sich, dass es bei steigenden Temperaturen im Sommer mehr Arbeitsausfälle durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen gibt. Die Zunahme erfolgt etwas zeitversetzt, jedoch nahezu parallel zu den gemessenen Tagestemperaturen. „Betriebe müssen zeitnah alle Arbeitsprozesse und -abläufe an Hitzeperioden anpassen und Maßnahmen zum Schutz der Mitarbeiterschaft ergreifen. Die Hitze wirkt sich schon jetzt deutlich auf die Produktivität aus“, rät Professor Volker Nürnberg, der als Experte für Betriebliches Gesundheitsmanagement den DAK-Gesundheitsreport fachlich begleitet.
Mangelnde Vorbereitung auf wiederkehrende Hitzeperioden
Knapp ein Viertel der Beschäftigten gehen davon aus, dass sich die Bedingungen in ihrem Arbeitsbereich durch wiederkehrende Hitzeperioden in Zukunft verschlechtern (24 Prozent). Zwar haben fast drei Viertel an ihrem Arbeitsplatz die Möglichkeit, Maßnahmen zum Schutz zu ergreifen; sie können ihren Arbeitsort verdunkeln (72 Prozent) und bekommen vom Betrieb geeignete Getränke (59 Prozent) angeboten. Doch arbeitsorganisatorische Maßnahmen wie Homeoffice oder eine Anpassung der Arbeitszeit sind weniger verbreitet. Die Möglichkeit, sich eine Siesta zu gönnen, haben bisher nur wenige (neun Prozent), ein Großteil (40 Prozent) würde diese jedoch auch nicht nutzen.
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