RSV-Infektionen bei Babys: Klinikbehandlungen in Berlin verdreifacht
Berlin, 13. April 2023. Krankenhausbehandlungen von Neugeborenen und Säuglingen mit dem sogenannten RS-Virus sind in Berlin im Jahr 2022 deutlich gestiegen. Die Zahl der unter Einjährigen mit dem Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV) lag im 4. Quartal 2022 dreimal höher als im gleichen Zeitraum 2018. Hochgerechnet auf alle in der Hauptstadt lebenden Kinder mussten im Winter 2022 rund 750 Babys im Krankenhaus behandelt werden. Das zeigt eine repräsentative DAK-Sonderanalyse Kinder- und Jugendreports. Als erste Krankenkasse hat die DAK-Gesundheit die Krankenhausbehandlungen von Kindern und Jugendlichen in Berlin im Hinblick auf RSV-Infektionen bis Ende 2022 untersucht.
„Unsere Analyse macht deutlich: Es gibt akuten Handlungsbedarf“, sagt Volker Röttsches, Leiter der Landesvertretung der DAK-Gesundheit in Berlin. „Wir müssen im Klinikbereich und im ambulanten Sektor in Zukunft besser auf Infektionswellen vorbereitet sein. Vorhandene Behandlungsplätze wegen Personalmangels nicht zu nutzen, kommt einer Kapitulation nahe. Die Sofort-Maßnahmen der Politik, wie zusätzliche Mittel für Kinderkliniken oder die Behandlungen von Atemwegserkrankungen durch niedergelassene Kinderärztinnen und Kinderärzte gehen in die richtige Richtung. Es muss bei den anstehenden Reformen aber auch zu strukturellen Veränderungen kommen. Wir begrüßen, dass die Berliner Koalitionspartner mit einem Runden Tisch Kindergesundheit hier eine Plattform schaffen wollen, um gemeinsam mit allen Beteiligten Lösungswege zu finden. Wir müssen alles tun, damit Kinder in diesem Land gut und gesund aufwachsen.“
Für die DAK-Sonderanalyse im Rahmen des Kinder- und Jugendreports untersuchten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von Vandage und der Universität Bielefeld Abrechnungsdaten von mehr als 42.000 Kindern und Jugendlichen bis 17 Jahren, die bei der DAK-Gesundheit in Berlin versichert sind. Darunter 2.600 Neugeborene und Säuglinge im Alter von unter einem Jahr. Analysiert wurden die Jahre 2017 bis 2022.
Damit legt die Krankenkasse erstmals aktuelle Daten zu RSV-Infektionen und Atemwegserkrankungen in der Hauptstadt vor. Nach der Analyse ist der Anteil, der Neugeborenen und Säuglinge, die mit einer RSV-Infektion im Krankenhaus behandelt wurden, im 4. Quartal 2022 gegenüber dem 4. Quartal 2018 um das Dreifache gestiegen.
RSV-Welle 2020/21 ist nahezu vollständig ausgefallen
Die Zahlen machen deutlich, dass während der Covid-19-Pandemie nahezu keine Kinder mit RSV-Infektionen im Krankenhaus in Berlin behandelt worden sind. Nach der Corona-Pandemie hat sich der Höhepunkt der RSV-Welle zeitlich nach vorne verschoben. Und es wurden mehr Kinder stationär versorgt: So hat sich in der vollständigen Saison 2021/22 der Anteil der unter Einjährigen aus Berlin, die mit RSV im Krankenhaus behandelt wurden, im Vergleich zur Saison 2018/19 mehr als verdoppelt (13,4 Fälle je 1.000 zu 34,5 Fälle je 1.000). Hochgerechnet mussten in der Saison 2021/22 in der Hauptstadt rund 1.300 Neugeborene und Säuglinge in Kliniken versorgt werden.
„Wir müssen besser vorbereitet sein“
"Kindermedizin ist immer wieder mit Infektionswellen konfrontiert. Die erste deutliche Abweichung der jährlich leicht schwankenden RSV-Welle zeigte sich in der Saison 2020/2021, in der Infektionen in unserer Klinik nur ganz vereinzelt nachgewiesen wurden“, bestätigt Dr. med. Caroline Schmitt, Chefärztin der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Neonatologie, Intensivmedizin und Kinderkardiologie am St. Joseph Krankenhaus Berlin. „In der anschließenden Saison 2021/2022 schnellten mit Lockerung der Coronamaßnahmen die RSV – Infektionszahlen in die Höhe. Die RSV-Saison 2022/2023 begann im 4. Quartal 2022 erneut mit hoher Patientendichte; die Intensivstationen waren schnell maximal überlastet.“ Dr. Caroline Schmitt fordert daher: „Wir müssen in der Versorgung darauf besser vorbereitet sein, damit uns Wellen nicht überrollen. Ein digitalisierter Austausch zwischen den Kliniken zur Abfrage der Bettenkapazitäten kann hilfreich sein und sollte die zeitraubende Einzelabfrage freier Plätze ablösen. Erfahrungsgemäß sind in Spitzenzeiten jedoch sämtliche Kinderkliniken überbelegt. Einer Dekompensation wird man nur vorbeugen können, wenn ausreichend Betten und ausreichend Personal auch für die Bewältigung hoher Patientenzahlen vorgehalten werden. Hier sind über die bisherigen Sofortmaßnahmen hinaus dringend nachhaltige politische Rahmenbedingungen zu schaffen.
Atemwegserkrankungen sind ein vergleichsweise häufiger Grund für eine Krankenhausbehandlung im Kindes- und Jugendalter. So waren in der Saison 2021/22 insgesamt 56 Prozent aller Krankenhausaufenthalte von Kindern und Jugendlichen auf Atemwegsinfekte zurückzuführen. 29 Prozent aller Kinder, die mit Atemwegserkrankungen in Kliniken versorgt wurden, waren Neugeborene und Säuglinge unter einem Jahr.
Die DAK-Gesundheit ist mit 5,5 Millionen Versicherten die drittgrößte Krankenkasse Deutschlands und engagiert sich besonders für Kinder- und Jugendgesundheit. Insgesamt sind bei der Krankenkasse in Berlin rund 250.000 Menschen versichert.
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