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HPV-Impfungen bei Kindern und Jugendlichen gegen Krebs gehen weiter zurück

Berlin, 22. November 2023. HPV-Erstimpfungen gehen in Berlin dramatisch zurück. 2022 wurden 32 Prozent weniger Kinder und Jugendliche im Alter zwischen neun und 17 Jahren erstmals gegen verschiedene Krebsarten geimpft als im Vorjahr. Hochgerechnet auf die Gesamtzahl der Kinder in der Hauptstadt sind das rund 10.000 Erstimpfungen weniger als im Jahr zuvor. Besonders stark ist der Rückgang bei den Jungen (minus 41 Prozent). Bei den Mädchen ging die Quote um rund ein Viertel zurück (minus 24 Prozent). Das ist das Ergebnis einer aktuellen Sonderanalyse des Kinder- und Jugendreports der DAK-Gesundheit für Berlin. Auch der Vergleich zu den Vor-Pandemie-Jahren zeigt einen rückläufigen Trend. Humane Papillomviren (HPV) werden sexuell übertragen und können unter anderem Gebärmutterhalskrebs und Krebs im Mund-Rachen-Raum hervorrufen. Dr. Thomas Fischbach, Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzt*innen e. V. (BVKJ) bewertet die Erstimpfungsquote als besorgniserregend niedrig. DAK-Landeschef Volker Röttsches fordert eine Impf-Offensive und mehr Aufklärung über Vorteile einer HPV-Impfung.

Für die aktuelle DAK-Sonderanalyse im Rahmen des Kinder- und Jugendreports untersuchten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von Vandage und der Universität Bielefeld Abrechnungsdaten von rund 46.000 Kindern und Jugendlichen bis einschließlich 17 Jahren, die bei der DAK-Gesundheit in Berlin versichert sind. Analysiert wurden anonymisierte Versichertendaten aus den Jahren 2017 bis 2022.

„Der Rückgang bei HPV-Impfungen ist alarmierend und ein zeichnet ein negatives Bild für die Gesundheitsvorsorge unserer Kinder“, sagt Volker Röttsches, Landeschef der DAK-Gesundheit in Berlin. „HPV-Impfungen sind wichtig, denn sie können junge Menschen vor Krebserkrankungen schützen. Wir brauchen eine Impf-Offensive im Kontext HPV. Wir müssen vor allem Eltern für die Vorteile einer HPV-Impfung sensibilisieren. Und wir müssen versuchen, eine mögliche Impfskepsis abzubauen. Wichtig ist, dass wir eine Trendumkehr schaffen, damit in Zukunft wieder mehr Kinder und Jugendliche gegen Krebserkrankungen geschützt werden können.“

Starke Rückgänge im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit
Die DAK-Auswertung zeigt, dass 2022 deutlich weniger Kinder und Jugendliche im Alter von neun bis 17 Jahren erstmalig eine HPV-Impfung erhalten haben als 2021. So gingen die Impfungen bei Mädchen um 24 Prozent und bei Jungen um 41 Prozent zurück. Seit 2007 empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) eine HPV-Impfung für Mädchen und seit 2018 auch für Jungen. Gerade bei den männlichen Geimpften zeigt die Sonderanalyse ab 2019 konstant hohe Impfquoten zwischen elf und zwölf Prozent. Diese sind 2022 jedoch stark eingebrochen (6,3 Prozent). Auch bei den Mädchen verzeichnet die Krankenkasse nach einem zwischenzeitlichen Hoch im Jahre 2019 kontinuierlich sinkende Quoten von HPV-Erstimpfungen im Jahresvergleich (8,6 Prozent im Jahr 2022).

„Die Ergebnisse des DAK-Kinder- und Jugendreportes 2023 zeigen leider eine deutlich rückläufige HPV-Erstimpfungsquote. Der Anteil der gegen HPV geimpften Kinder war schon vor der Pandemie nicht besonders hoch, gerade im Vergleich zu anderen europäischen Ländern. Nun ist er besorgniserregend niedrig“, so Dr. Thomas Fischbach, Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzt*innen e. V. (BVKJ). „Darüber, wie dieser massive Rückgang zu erklären ist, kann ich nur spekulieren. Sicherlich hat die HPV-Impfung im Zuge der hohen medialen Aufmerksamkeit rund um die Corona-Schutzimpfung zeitweise weniger Beachtung erfahren. Auch kann ich eine leicht erhöhte Impfskepsis beobachten, ausgelöst durch die vielen Diskussionen um vermeintliche Folgeschäden der Corona-Schutzimpfung. Das hat ganz bestimmt auch Auswirkungen auf die HPV-Impfung.“ Positiv zu bewerten sei der gestiegene Anteil impfender Pädiaterinnen und Pädiater. „Für die Zukunft wünsche ich mir, den Bekanntheitsgrad der HPV-Impfung durch Werbeinformationen für Eltern und Patienten weiter zu erhöhen. Da sehe ich auch die Krankenkassen und die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung in der Verantwortung“, so Fischbach weiter. „Ebenfalls wünschenswert wäre ein elektronischer Impfausweis mit einer niedrigschwelligen Informations- und Erinnerungsmöglichkeit und dass die Relevanz der HPV-Impfung im Schulunterricht stärker thematisiert wird.”

STIKO: Impfempfehlung für Mädchen und Jungen
Seit 2007 empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) eine HPV-Impfung für Mädchen und seit 2018 auch für Jungen. Humane Papillomviren (HPV) werden sexuell übertragen und können Gebärmutterhalskrebs sowie Krebs im Mund-Rachen-Raum, an weiblichen und männlichen Geschlechtsorganen und im After verursachen. Laut Robert Koch-Institut erkranken in Deutschland jedes Jahr rund 6.250 Frauen und 1.600 Männer an HPV-bedingtem Krebs. Eine Impfung sollte idealerweise vor dem ersten Geschlechtsverkehr erfolgen. Die DAK-Gesundheit übernimmt die HPV-Impfung für alle Kinder im Alter bis 17 Jahren und zusätzlich im Rahmen einer Satzungsleistung für alle 18- bis 26-Jährigen. Damit geht die Kasse über den gesetzlichen Leistungsanspruch hinaus.

Informationen zur HPV-Impfung: www.dak.de/hpv.

Die DAK-Gesundheit ist mit 5,5 Millionen Versicherten, davon rund 250.000 in Berlin, die drittgrößte Krankenkasse Deutschlands und engagiert sich besonders für Kinder- und Jugendgesundheit.

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