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Fehltage wegen psychischer Leiden in Bayern auf Rekordniveau

München, 9. März 2023. Depressionen, chronische Erschöpfung oder Ängste: Wegen psychischer Leiden meldeten sich im vergangenen Jahr so viele Bayern krank wie noch nie. Mit 255 Fehltagen je 100 Versicherte erreichten die psychisch bedingten Fehltage den Höchststand seit Erhebung der Zahlen vor 25 Jahren. Allein in den vergangenen zehn Jahren nahmen sie um 52 Prozent zu. Dennoch liegt Bayern 15 Prozent unter dem Bundeschnitt. Ältere Beschäftigte im Freistaat haben mehr Ausfallzeiten wegen Seelenleiden als jüngere, aber bei den jüngsten Berufstätigen gab es 2022 den stärksten prozentualen Anstieg. Das geht aus dem aktuellen Psychreport der DAK-Gesundheit für Bayern hervor. Danach ist das Gesundheitswesen die am meisten betroffene Branche im Freistaat.

„Viele Menschen mit psychischen Erkrankungen leiden besonders unter den anhaltenden Belastungen von Corona, Krieg und Krisen“, sagt Sophie Schwab, Landeschefin der DAK-Gesundheit in Bayern. „Betroffene finden aktuell deutlich schwerer wieder in ihren Berufsalltag zurück." Das habe auch mit Stigmatisierung zu tun. "Die Menschen sprechen in der Familie und der Arztpraxis mittlerweile zwar offener über Depressionen oder Ängste. Aber in der Arbeitswelt müssen wir noch mehr tun, damit psychische Probleme nicht tabuisiert werden“, so Schwab.

In Bayern hatten junge Männer unter 20 Jahren den stärksten Anstieg bei den Fehltagen wegen psychischer Erkrankungen. Im Vergleich zum Vorjahr stiegen in dieser Altersgruppe die Fehlzeiten um 82 Prozent an. Bei den gleichaltrigen Frauen betrug der Zuwachs 26 Prozent. Schwab: „Die jüngsten unter den Beschäftigten stehen erst am Anfang ihres Berufslebens. Deshalb brauchen sie unsere besondere Aufmerksamkeit in Fragen der seelischen Gesundheit.“

Einzeldiagnosen: Stärkster Anstieg bei Anpassungsstörungen
Psychisch erkrankte Erwerbstätige in Bayern waren im vergangenen Jahr durchschnittlich 36,8 Tage lang krankgeschrieben – 1,9 Tage weniger als im Vorjahr. Ein Blick auf die Einzeldiagnosen zeigt: In Bayern waren Depressionen der wichtigste Krankschreibungsgrund. Während sie bei den Frauen leicht um 1,8 Prozent zurückgingen, stiegen sie bei den Männern um neun Prozent. Auf Platz zwei folgten Belastungs- und Anpassungsstörungen. Diese wurden bei den Männern um rund ein Viertel häufiger festgestellt, bei den Frauen gab es einen Anstieg um 15 Prozent. Mit einer Anpassungsstörung ist eine Reaktion auf ein belastendes Lebensereignis, zum Beispiel einen Trauerfall, gemeint. Dies kann sich in negativen Veränderungen des Gemütszustandes oder auch in Störungen des Sozialverhaltens ausdrücken. Andere neurotische Störungen, wie zum Beispiel chronische Erschöpfung, waren die dritthäufigste Ausfallursache.

Meister Arbeitsausfall im Gesundheitswesen
Wie stark Beschäftigte von psychischen Erkrankungen betroffen sind, hängt unter anderem mit der Branche zusammen, in der sie tätig sind. Im bayerischen Gesundheitswesen gab es mit 345 Fehltagen je 100 Versicherte den meisten Arbeitsausfall aufgrund psychischer Erkrankungen. Das waren 36 Prozent mehr Fehltage als im Durchschnitt aller Branchen. Auch Beschäftigte aus dem Bereich Holz, Papier, Druck (plus 19 Prozent) und aus der IT-Branche (plus 17 Prozent) lagen bei den psychischen Fehlzeiten deutlich über dem Schnitt.

Anstieg auch wegen neuer elektronischer Krankmeldung
Der neuerliche Anstieg der Fehlzeiten hängt auch zum Teil mit der neuen elektronischen Krankmeldung (eAU) zusammen. Seit August 2022 gehen Krankmeldungen von den Arztpraxen direkt an die Krankenkassen und müssen von den Patientinnen und Patienten nicht mehr selbst eingereicht werden. „Wir hatten 2022 ein Viertel mehr Krankschreibungen von sehr kurzer Dauer“, so Schwab. „Durch die eAU werden in unserer Statistik offenbar nun auch Fälle erfasst, in denen vorher die gelben Scheine nicht bei uns eingereicht wurden.“

Für den Psychreport hat das Berliner IGES Institut die Daten von 345.000 DAK-versicherten Beschäftigten in Bayern ausgewertet. Die DAK-Gesundheit ist die drittgrößte gesetzliche Krankenkasse Deutschlands. Sie informiert über seelische Erkrankungen unter: www.dak.de/psychreport

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