Viermal mehr Kinder mit Scharlach in Bayern
- DAK-Kinder- und Jugendreport belegt höchsten Stand der Infektionen der vergangenen fünf Jahre im Freistaat
- 66.300 Scharlach-Fälle bei Kindern in 2023
- Mediziner sehen Nachholeffekte nach der Pandemie
München, 5. Dezember 2024. Scharlach-Infektionen bei Kindern nehmen in Bayern stark zu. So wurden 2023 viermal mehr Kinder mit Scharlach in Arztpraxen behandelt als im Vorjahr. Insgesamt waren hochgerechnet rund 66.300 Kinder im Alter von einem bis 14 Jahren betroffen – der höchste Stand der vergangenen fünf Jahre. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Sonderanalyse im Rahmen des bayerischen DAK-Kinder- und Jugendreports. Mediziner sehen Nachholeffekte nach der Corona-Pandemie als Ursache.
Scharlach ist eine häufige bakterielle Infektionskrankheit bei Kindern, die durch Streptokokken verursacht wird. Die hochansteckende Erkrankung tritt meist gehäuft in Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindergärten oder Schulen auf. Für die aktuelle DAK-Sonderanalyse im Rahmen des Kinder- und Jugendreports untersuchten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von Vandage und der Universität Bielefeld Abrechnungsdaten von rund 107.000 Kindern und Jugendlichen bis einschließlich 17 Jahren, die bei der DAK-Gesundheit in Bayern versichert sind. Analysiert wurden die Jahre 2018 bis 2023. Der Fokus der Analyse liegt auf den 1- bis 14-Jährigen, da Scharlach hier am häufigsten auftritt.
„Wir müssen die Entwicklung im Blick behalten“, sagt DAK-Landeschef Rainer Blasutto. „Wichtig ist eine frühzeitige Aufklärung der Familien zu Hygieneregeln und Vorsichtsmaßnahmen bei Infektionskrankheiten, wie Scharlach.“
Vor allem junge Kinder leiden unter Scharlach
Der DAK-Kinder- und Jugendreport zeigt, dass sich 2023 der Anteil der Kinder im Alter von einem bis 14 Jahren, die aufgrund von Scharlach ärztlich behandelt wurden, im Vergleich zum Vorjahr vervierfacht hat. Konkret gab es einen Anstieg um 306 Prozent. Wurden 2022 noch 9,1 Fälle je 1.000 Kinder von Ärztinnen und Ärzten dokumentiert, so waren es 2023 37 Fälle je 1.000 Kinder. Die Diagnosehäufigkeit von Scharlach erreichte damit 2023 den höchsten Stand seit fünf Jahren. Besonders betroffen waren fünf- bis neunjährige Jungen: In dieser Altersgruppe haben sich die Infektionen verfünffacht (plus 399 Prozent).
„Die Ergebnisse des Kinder- und Jugendreports spiegeln die Realität in den Praxen eindrucksvoll wider“, so Dr. Michael Hubmann, Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzt*innen e. V. (BVKJ). „Der starke Anstieg von Scharlach-Fällen bei Kindern ist auf Nachholeffekte nach der Pandemie zurückzuführen. Die pandemiebedingte ‚Infektvermeidung‘ hatte neben den schwierigen sozialen auch negative infektiologische Folgen. Das sehen wir am Beispiel Scharlach. Das kindliche Immunsystem braucht ‚physiologische‘ Infekte genau wie das ‚soziale Immunsystem‘. Von zentraler Bedeutung ist die Arzneimittelversorgung: Wir brauchen eine stabile Versorgung mit oralem Penicillin.“
Nachholeffekte nach der Pandemie
Die vom BVKJ thematisierten Nachholeffekte nach der Corona-Pandemie sind in der DAK-Sonderanalyse für Bayern sichtbar. Während der COVID-19-Pandemie gingen die Scharlach-Diagnosen von Ärztinnen und Ärzten stark zurück – mit dem niedrigsten Stand 2021. Ab 2022 nahmen die Scharlach-Infektionen aber merklich zu. So wurden 2023 mit einem Plus von 92 Prozent knapp doppelt so viele Scharlach-Diagnosen in bayerischen Praxen gestellt wie im letzten Vor-Pandemie-Jahr 2019.
Die DAK-Gesundheit ist mit 5,5 Millionen Versicherten die drittgrößte Krankenkasse Deutschlands, davon 753.000 in Bayern, und engagiert sich besonders für Kinder- und Jugendgesundheit.
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