Hitze belastet in Baden-Württemberg 1,4 Millionen Beschäftigte
Stuttgart, 28. Mai 2024. In Baden-Württemberg hat der Klimawandel deutliche Auswirkungen auf die Arbeitswelt. 22 Prozent der Beschäftigten fühlen sich im Job durch Hitzewellen stark belastet. Hochgerechnet auf alle Erwerbstätigen im Land sind das rund 1,4 Millionen Menschen. Fast drei Viertel sehen ihre Leistungsfähigkeit durch Extremtemperaturen eingeschränkt. Rund ein Fünftel hat hitzebedingte Gesundheitsprobleme. Das sind zentrale Ergebnisse aus dem DAK-Gesundheitsreport 2024 „Gesundheitsrisiko Hitze. Arbeitswelt und Klimawandel“ für Baden-Württemberg.
Insgesamt liegt Baden-Württemberg beim Anteil der stark hitzebelasteten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern knapp unter dem Bundesniveau von 23 Prozent. „Extreme Wetterlagen häufen sich bereits heute durch den Klimawandel. Hitze ist das größte Gesundheitsrisiko – auch für die Beschäftigten“, sagt Siegfried Euerle, Landeschef der DAK-Gesundheit in Baden-Württemberg. „Deshalb brauchen wir mehr Aufklärung über effektive Maßnahmen zum Klima- und Hitzeschutz gerade auch in den Betrieben.“
Für den Report „Gesundheitsrisiko Hitze. Arbeitswelt im Klimawandel“ hat das IGES Institut in Berlin die Daten von 271.000 erwerbstätigen DAK-Versicherten in Baden-Württemberg ausgewertet. Außerdem wurden im Zeitraum vom 22. August bis zum 8. September 2023 rund 1.000 Beschäftigte im Alter zwischen 18 und 65 Jahren repräsentativ befragt. Demnach fühlen sich insbesondere Erwerbstätige über 50 Jahre durch Hitze stark beeinträchtigt (27 Prozent), ebenso wie Menschen mit einer chronischen körperlichen oder psychischen Erkrankung (30 beziehungsweise 36 Prozent). Auffällig ist auch: Unter den Menschen, die überwiegend im Freien arbeiten, ist der Anteil der stark Belasteten mit 40 Prozentdoppelt so hoch wie bei den Beschäftigten, die nicht im Freien tätig sind (20 Prozent). Ebenso sind körperlich Tätige deutlich stärker belastet als diejenigen, die vorwiegend geistig arbeiten.
Reduziertes Leistungsvermögen bei Hitze
Fast drei Viertel der Befragten in Baden-Württemberg sehen zudem eine Einschränkung ihrer Leistung durch extreme Temperaturen. 60 Prozent fühlen sich leicht und 13 Prozent deutlich eingeschränkt. Etwa jeder und jede Fünfte beobachtet bei sich hitzebedingte Gesundheitsprobleme (19 Prozent). „Unser Report zeigt alarmierend, wie Hitzewellen bereits jetzt die Arbeitsbedingungen beeinflussen und sich auf Wohlbefinden, Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Beschäftigten auswirken“, sagt Euerle. Anlässlich des bundesweit stattfindenden Hitzeaktionstags am 05.Juni.2024 fordert Euerle, dass das Thema Hitzeschutz in den Fokus aller gerückt werden müsse. „Ich begrüße deshalb die Initiative unseres Gesundheitsministeriums, der Landesärztekammer und des Deutschen Wetterdiensts, die zusammen bereits im vergangenen Jahr einen Hitzeschutzaktionsplan als Handreichung für die Kommunen erstellt haben und damit zeigen, dass das Thema Hitzeschutz ernst genommen werden muss.“
Zusammenhang von Hitze und Krankenstand
Laut Report gibt es erste Auffälligkeiten beim Krankenstand. In der Analyse der Krankschreibungen aller DAK-versicherten Beschäftigten in Baden-Württemberg zeigt sich, dass es bei steigenden Temperaturen im Sommer mehr Arbeitsausfälle durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen gibt. Die Zunahme erfolgt etwas zeitversetzt, jedoch weitgehend parallel zu den gemessenen Tagestemperaturen. „Betriebe müssen zeitnah alle Arbeitsprozesse und -abläufe an Hitzeperioden anpassen und Maßnahmen zum Schutz der Mitarbeiterschaft ergreifen“, rät Professor Volker Nürnberg, der als Experte für Betriebliches Gesundheitsmanagement den DAK-Gesundheitsreport fachlich begleitet.
Mangelnde Vorbereitung auf wiederkehrende Hitzeperioden
Mehr als ein Viertel der Beschäftigten geht davon aus, dass sich die Bedingungen in ihrem Arbeitsbereich durch wiederkehrende Hitzeperioden in Zukunft verschlechtern. Zwar haben mehr als drei Viertel an ihrem Arbeitsplatz die Möglichkeit, Maßnahmen zum Schutz zu ergreifen; sie können ihren Arbeitsort verdunkeln (85 Prozent) und bekommen vom Betrieb geeignete Getränke (74 Prozent) angeboten. Doch arbeitsorganisatorische Maßnahmen wie Homeoffice oder eine Anpassung der Arbeitszeit sind weniger verbreitet. Die Möglichkeit, sich eine Siesta zu gönnen, haben bisher nur wenige (23 Prozent), ein Großteil (36 Prozent) würde diese jedoch auch nicht nutzen.
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(Copyright: GettyImages_Nes/DAK-Gesundheit)
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