Psychische Erkrankungen auf Höchststand: Beschäftigte in Kitas und Altenpflege besonders belastet
Hamburg, 05. März 2024. Der Arbeitsausfall wegen Depressionen, Ängsten und Belastungsreaktionen hat auch 2023 weiter zugenommen und im Zehnjahresvergleich einen neuen Höchststand erreicht. Wie der aktuelle Psychreport der DAK-Gesundheit zeigt, stieg die Anzahl der Krankschreibungen im Vergleich zum Vorjahr um ein Fünftel. Beschäftigte in Kitas und in der Altenpflege waren besonders belastet. Sie hatten 2023 pro Kopf im Schnitt 5,3 Fehltage aufgrund einer psychischen Erkrankung. Das sind 65 Prozent mehr als im Durchschnitt aller Berufsgruppen. Die meisten Psych-Fehltage wurden von Depressionen verursacht, gefolgt von Belastungsreaktionen und Anpassungsstörungen.
„Der weitere Anstieg der Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen insbesondere in Kitas und Pflegeheimen ist besorgniserregend“, sagt DAK-Vorstandschef Andreas Storm. „Diese Berufsgruppen kümmern sich unter Druck durch Personalmangel um das Wohlbefinden anderer Menschen und sind dabei selbst hochgradig psychisch gefährdet. Wir müssen den Betroffenen Unterstützung und Hilfsangebote bieten, damit aus der enormen Belastung nicht noch mehr Krankheitsfälle resultieren.“ Andreas Storm fordert in diesem Zusammenhang erneut eine Offensive für das Betriebliche Gesundheitsmanagement.
Ein Fünftel mehr Fälle als im Vorjahr
Über alle Berufsgruppen hinweg lag 2023 die Anzahl der psychisch bedingten Fehltage bei 3,2 Tagen pro Kopf, 2022 waren es noch 3,0 Tage. Im Vergleich zum Vorjahr ging die Anzahl der Krankschreibungs-Fälle mit einer entsprechenden Diagnose bei allen DAK-versicherten Beschäftigten um rund ein Fünftel hoch (21 Prozent). In den jüngeren Gruppen im Alter zwischen 20 und 24 Jahren sowie zwischen 25 und 29 Jahren fiel der Zuwachs mit 34 beziehungsweise 31 Prozent am stärksten aus. Ursächlich für die deutliche Zunahme ist das vermehrte Aufkommen kurzer Krankschreibungen.
29 Prozent mehr Belastungsreaktionen und Anpassungsstörungen
Die meisten Psych-Fehltage waren 2023 auf Depressionen zurückzuführen, gefolgt von Belastungsreaktionen und Anpassungsstörungen. Mit einer Depression wurde mehr als jeder dritte Psych-Fehltag begründet (38 Prozent). Anpassungsstörungen beziehungsweise Reaktionen auf schwere Belastungen verursachten etwa ein Viertel (28 Prozent) aller Psych-Fehltage – und insgesamt die meisten Fälle. Im Vorjahresvergleich gab es hier bei den Fällen einen Anstieg um 29 Prozent. Mit Anpassungsstörung ist eine Reaktion auf ein belastendes Lebensereignis gemeint, das verschiedene Ursachen haben kann. „Wir sehen weiterhin den Zusammenhang zwischen Personalmangel und Krankenstand“, sagt Professor Volker Nürnberg, Experte für Betriebliches Gesundheitsmanagement. „Dieser Teufelskreis bekommt durch gravierende Veränderungen in der Arbeitswelt eine zusätzliche Dynamik. Die neuen strukturellen Bedingungen in der Arbeitswelt begünstigen den Anstieg der psychischen Erkrankungen.“ Meist entstünden psychische Erkrankungen unter Wechselwirkung privater und beruflicher Faktoren.
Betriebliches Gesundheitsmanagement zur Vorsorge
„Wir müssen psychische Erkrankungen aus der Tabu-Zone holen“, sagt Andreas Storm. Der Psychreport der DAK-Gesundheit zeige, dass Betroffene heute eher bereit seien, eine Depression beispielsweise anzusprechen und sich Hilfe zu holen. „Wir brauchen Unterstützungen auch am Arbeitsplatz“, betont Storm. „Arbeitgeber sollten Stress und mögliche Belastungen in den Fokus rücken und sich verstärkt mit Fragen der psychischen Gesundheit ihrer Belegschaft beschäftigen.“ Das Betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) könne helfen, die Widerstandsfähigkeit der Organisation einer Firma zu stärken – und damit auch die der Belegschaft, so Storm. Die DAK-Gesundheit unterstützt Unternehmen im BGM und bietet beispielsweise eine Resilienzberatung mit Vorträgen, Seminaren und Workshops an.
Die DAK-Gesundheit ist eine der größten gesetzlichen Krankenkassen Deutschlands und hat für den Psychreport 2024 die Daten von 2,4 Millionen DAK-versicherten Beschäftigten durch das Berliner IGES Institut auswerten lassen.
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