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Präventionsradar 2023: Gesundheitliche Chancengleichheit im Fokus

Bild: Präventionsradar 2023: Schulkind sitzt verzweifelt im Klassenraum.

Das Präventionsradar 2023 trägt den Titel "Wohlergehen und Gesundheitsverhalten von Kindern und Jugendlichen in Deutschland – Gesundheitliche Chancengleichheit im Fokus". Die Studie Präventionsradar liefert seit dem Jahr 2016 wichtige Hinweise zur gesundheitlichen Lage von Kindern und Jugendlichen in Deutschland. Durch jährliche Erhebungen an Schulen liegen mittlerweile knapp 100.000 Datenpunkte zum Gesundheitsverhalten von Heranwachsenden vor. An der 7. Befragungswelle, durchgeführt von November 2022 bis Februar 2023, beteiligten sich 14.702 Kinder und Jugendliche aus 14 Bundesländern, die im Mittel 13 Jahre alt waren.

Wir wissen heute, dass die COVID-19-Pandemie für viele Kinder und Jugendliche herausfordernd war, für einige stärker als für andere. Gesundheitliche Chancengleichheit ist auch im Jahr nach der COVID-19 Pandemie im Kindes- und Jugendalter nicht gegeben. Dies zeigen die aktuellen Daten. 
Die wichtigsten Informationen der 7. Befragungswelle haben wir auf dieser Website für Sie zusammengefasst.

Zentrale Ergebnisse

Allgemeines Wohlbefinden

  • Das Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen ist im Vergleich zum letzten Jahr wieder gestiegen.
  • Der Anteil der Kinder und Jugendlichen, die ein schlechtes allgemeines Wohlbefinden berichteten, ist größer bei Kindern und Jugendlichen mit niedrigem Sozialstatus (67 Prozent) im Vergleich zu Kindern und Jugendlichen mit hohem Sozialstatus (41 Prozent).

Lebenszufriedenheit

  • Die Lebenszufriedenheit von Kindern und Jugendlichen ist im Vergleich zur Erhebungswelle 20/21 wieder gestiegen.
  • Kinder und Jugendliche mit niedrigem Sozialstatus haben auch in der post-pandemischen Phase im Vergleich zu besser gestellten Kindern und Jugendlichen eine geringere Lebenszufriedenheit. Sie liegt 25 Prozent niedriger.
  • Erfreulicherweise zeigen 26 Prozent mit niedrigem Sozialstatus eine hohe Lebenszufriedenheit und 55 Prozent der Kinder und Jugendlichen mit hohem Sozialstatus. 

Einsamkeit

  • Ein Drittel aller Kinder und Jugendlichen (32 Prozent) berichtete Einsamkeit.
  • Rund 28 Prozent der Kinder und Jugendlichen mit hohem Sozialstatus empfanden Einsamkeit, aber 50 Prozent der Befragten mit niedrigem Sozialstatus.

Körperliche Beschwerden

  • Die körperlichen Beschwerden (Bauch-, Kopf- und Rückeschmerzen) sind post-pandemisch nach wie vor stärker ausgeprägt als vor der COVID-19-Pandemie. Sie waren bei Kindern und Jugendlichen mit niedrigem Sozialstatus ausgeprägter im Vergleich zu Kindern und Jugendlichen mit höherem Sozialstatus.
  • Die Mehrheit aller Befragten hatte seltener als jede Woche körperliche Beschwerden. Dies galt für alle Beschwerden außer für Erschöpfung, die mehr als die Hälfte (53 Prozent) mindestens einmal pro Woche erlebte, ein Drittel mehrmals pro Woche. 
  • 25 Prozent, d. h. jede/r vierte Befragte, hat mindestens einmal pro Woche Rückenschmerzen, ein etwa gleich großer Anteil (27 Prozent) berichtete von mindestens wöchentlich auftretenden Kopfschmerzen.
Bild: Präventionsradar 2023: Einsamkeit und vermindertes Wohlbefinden

Auf ein Wort

  • Porträt Andreas Storm

    Wenn es vom familiären Hintergrund abhängt, ob Schulkinder einsamer sind, mehr Schmerzen und depressive Symptome haben oder schlechter schlafen, dann müssen wir handeln. Wir brauchen eine gezielte Präventionsoffensive für gesundheitliche Chancengleichheit.

    Andreas Storm, Vorstandsvorsitzender der DAK-Gesundheit

Weitere Ergebnisse der 7. Befragungswelle

Schlaf

Im Mittel schliefen die Befragten (13 Jahre) acht Stunden je Nacht. Die Mehrheit (62 Prozent) und damit mehr als jeder Zweite gab an, einen guten/sehr guten Schlaf zu haben. Jungen schliefen besser (69 Prozent) als Mädchen (56 Prozent). 9 Prozent der Kinder und Jugendlichen mit hohem Sozialstatus berichteten über eine schlechte Schlafqualität, aber 21 Prozent der Befragten mit niedrigem Sozialstatus.
Schlafprobleme mindestens einmal pro Woche zeigten sich bei 36 Prozent der Befragten. Rund 33 Prozent der Kinder und Jugendlichen mit hohem Sozialstatus gaben an, Schlafprobleme zu haben, aber 49 Prozent der Kinder und Jugendlichen mit niedrigem Sozialstatus. Schlafprobleme waren im zweiten Jahr der COVID-19-Pandemie (2021/2022) ausgeprägter als im ersten Jahr der Pandemie (2020/2021) sowie prä- und postpandemisch.

Bild: Präventionsradar 2023: Schlafprobleme bei Kindern und Jugendlichen.



Fazit 

Im Allgemeinen ist bei Kindern und Jugendlichen das Wohlbefinden post-pandemisch höher ausgeprägt als in der letzten Erhebungswelle, die in der COVID-19-Pandemie durchgeführt wurde. Negative Veränderung der Lebenszufriedenheit, wie sie in den Jahren 2020/2021 inmitten der COVID-19-Pandemie festgestellt wurde, zeigte sich in den Daten der 7. Erhebungswelle nicht. Vielmehr scheint sich die Belastung reduziert zu haben und näherte sich in vielen Bereichen prä-pandemischen Werten an, die aber noch nicht wieder erreicht wurden. Körperliche Beschwerden sind post-pandemisch unter Kindern und Jugendlichen nach wie vor stärker ausgeprägt als vor der COVID-19-Pandemie. Die Ausprägung ist vergleichbar mit der im zweiten Jahr der Pandemie (Erhebungswelle 2021/2022). 

Zu einer besonders vulnerablen Gruppe gehören Kinder und Jugendliche mit einem niedrigen Sozialstatus. Zwar lag das allgemeine Wohlbefinden in der Gruppe der Benachteiligten höher als noch im vergangenen Jahr, jedoch unter dem Niveau der Vergleichsgruppe. Ein ähnlicher Befund zeigte sich für die Lebenszufriedenheit, die niedriger ausgeprägt war als bei Kindern und Jugendlichen mit hohem Sozialstatus und derzeit noch deutlich unter dem prä-pandemischen Niveau liegt. Schlafprobleme (Ein- und Durchschlafprobleme) sind unter Kinder und Jugendlichen mit niedrigem Sozialstatus ebenfalls verbreiteter.

Download: Präventionsradar 2023

Methodik und Setting

Darauf basiert der Präventionsradar 2023

Beim Präventionsradar handelt es sich um eine schulbasierte Fragebogenstudie zur Kinder- und Jugendgesundheit in Deutschland. Die Studie ist eine kombinierte Quer- und Längsschnittuntersuchung, die seit dem Schuljahr 2016/2017 jährlich durchgeführt wird. Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe I aus 14 Bundesländern (mit Ausnahme von Bayern und dem Saarland) beteiligten sich bislang freiwillig an den Befragungen. Sie finden jährlich im Klassenverband zwischen November und Februar in weiterführenden Schulen statt. Die Datenerhebung erfolgt durch einen webbasierten Fragebogen (Selbstbericht). Im Schuljahr 2022/2023 beteiligten sich 14.702 Schülerinnen und Schülern aus 927 Klassen am Präventionsradar.

Die Daten werden mit der Statistiksoftware Stata v17 analysiert. Analysierte Subgruppen beziehen sich auf das Alter (Jahrgangsstufen 5 und 6 (im Mittel 11 Jahre), Jahrgangsstufen 7 und 8 (im Mittel 13 Jahre) und Jahrgangsstufen 9 und 10 (im Mittel 15 Jahre), auf das Geschlecht (männlich/weiblich) und auf den subjektiven sozialen Status (SSS). Die Befragten ordnen ihre Familie selbst dafür auf der MacArthur Scale ein.

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