Internetsucht: So schützen Sie Ihre Kinder
Die sogenannte „Internetsucht“ ist ein relativ neues Phänomen, das besonders junge Menschen betrifft. Es gibt verschiedene, spezifische Formen internetbezogener Störungen. Am besten erforscht ist das exzessive Computer- und Videospielen, auch "gaming disorder" genannt.
Symptome: Wie erkenne ich eine Internetsucht?
Es gibt verschiedene Anzeichen, die auf einen übermäßigen und auch auf einen krankhaften Internetgebrauch hindeuten. Diese Symptome treten besonders häufig auf:
- Die Internetnutzung (Zeitumfang, Beginn, Ende) kann nicht mehr kontrolliert werden.
- Freundschaften und andere Hobbies werden vernachlässigt oder aufgegeben.
- Trotz negativer Folgen wie Konflikte mit Partnern, Problemen am Arbeitsplatz, Schlafmangel etc. wird an der übermäßigen Internetnutzung festgehalten.
- Auch offline drehen sich die Gedanken unablässig um Online-Aktivitäten.
- Starkes Bedürfnis, immer mehr und mehr Zeit im Internet zu verbringen.
- Entzugserscheinungen wie innere Unruhe, Gereiztheit und Aggressivität bei Offline-Aktivitäten.
- Internetaktivität wird genutzt, um negativen Stimmungslagen zu entfliehen.
- Familienmitglieder oder andere Personen werden hinsichtlich des tatsächlichen Ausmaßes der Internetnutzung belogen.
Wenn es zu einer Häufung der angeführten Symptome kommt, sollten Sie sich unbedingt professionelle Unterstützung suchen.
Definition und Ursachen: Was ist eigentlich Internetsucht?
Diese Frage ist gar nicht so leicht zu beantworten, denn es gibt bisher keine allgemeine, einheitliche Definition.
Suchtartiges Verhalten zeichnet sich dadurch aus, dass der Betroffene seine Internetaktivitäten nicht mehr beeinflussen kann und der Umgang mit dem Internet so großen Einfluss auf sein Leben hat, dass andere Bereiche wie Familie, Hobbies, Beruf, Hygiene etc. beeinträchtigt werden.
Der Übergang von einem normalen Nutzungsverhalten hin zu einer suchtgetriebenen Aktivität tritt dabei meist schleichend ein und ist nur schwer zu erkennen. Von einer internetbezogenen Störung ist erst dann die Rede, wenn mehrere Symptome über mindestens 12 Monate auftreten.
Warum wird das Internet immer häufiger genutzt?
Hier spielt die Verfügbarkeit eine große Rolle: Der Zugang zum Internet ist heute von (fast) überall aus möglich. Gerade junge Menschen sind daher meist mehrere Stunden am Tag online.
Hinzu kommt: Das Internet mit seinen vielfältigen Möglichkeiten hat für uns einerseits einen rein funktionalen Nutzen, anderseits aber auch einen emotionalen. Während der funktionale Nutzen vor allem praktische Vorteile bringt, weil das Internet die Informationssuche oder organisatorische Tätigkeiten vereinfacht, birgt der emotionale Nutzen viel Suchtpotenzial. Denn das Internet bietet durch Social Media-Angebote, Rollenspiele etc. viele Möglichkeiten, Anerkennung zu bekommen. Darüber hinaus verleiten derartige Aktivitäten, alltäglichen Problemen und negativen Emotionen zu entfliehen.
Wie und warum sich internetbezogene Störungen entwickeln, wird derzeit noch in der Wissenschaft diskutiert. Als mögliche Bedingungsfaktoren gelten neben Ängstlichkeit und Depressivität unter anderem auch Unzufriedenheit mit sich selbst und ein geringes Selbstwertgefühl. Über Ursache und Wirkung liegen jedoch noch keine Erkenntnisse vor.
Die richtige Therapie
Wer unter einer Internetsucht leidet und allein keinen Ausweg findet, kann eine Therapie in Anspruch nehmen. Je nachdem, wie das persönliche Umfeld des Betroffenen strukturiert und wie schwerwiegend die Internetsucht ist, eignet sich eine ambulante oder eine stationäre Therapie.
In einer solchen Therapie geht es zunächst darum, die Hintergründe des eigenen Verhaltens zu erkennen und zu verstehen. Mit Hilfe dieser Erkenntnis können dann gemeinsam mit den Suchtexperten Lösungswege und Verhaltensstrategien entwickelt werden. Ziel der Therapie ist es, den Internetgebrauch zu normalisieren und eine Balance zwischen „online“ und „offline“ zu finden. Wichtig für eine erfolgreiche Therapie ist, dass der behandelnde Psychotherapeut auf die Behandlung von Internetsucht spezialisiert ist.
Anlaufstellen für Betroffene und Angehörige
Neben dem Hausarzt bieten auch die folgenden Stellen Hilfe:
- Computersuchthilfe. Hier finden Sie die passende Beratung und Therapie.
- Auch die DAK-Gesundheit hilft Ihnen weiter und kann geeignete Anlaufstellen und Adressen nennen. Servicehotline: 040/325 325 555 (24 Stunden an 365 Tagen im Jahr)
Tipps zur Internetnutzung: So senken Sie das Sucht-Risiko
Machen Sie sich Sorgen um den Internetkonsum Ihres Kindes? Diese Maßnahmen senken das Risiko, dass Ihr Kind internetsüchtig wird:
- Sperren Sie den Zugang zu Seiten mit pornografischen Inhalten oder Gewalt-Szenen.
- Jugendliche sollten kein Smartphone mit einer Internet-Flatrate haben, für Kinder unter zwölf Jahren sind Smartphones in der Regel nicht empfehlenswert.
- Vereinbaren Sie handyfreie Zeiten und Zonen. Während des Essens, im Bett und nach 22 Uhr sollten Kinder und Jugendliche keine Zeit mehr am Smartphone oder Computer verbringen.
- Bieten Sie andere Freizeitaktivitäten an wie etwa ein neues Hobby oder Unternehmungen. So kommen die Kinder automatisch weg vom Bildschirm.
- Treten Sie als gutes Vorbild auf – und beachten Sie ebenfalls die handyfreien Zeiten und Zonen.
- Sprechen Sie das Problem offen an – und lassen Sie sich nicht von einer ablehnenden Haltung oder einer aggressiven Reaktion verunsichern.
- Seien Sie einfühlsam und lassen der betroffenen Person so viel Raum wie möglich, ihre eigenen Gefühle und ihre Sicht auf die eigene Internetaktivität zu erklären.
Diese Tipps können dabei helfen, Kontakt zu der betroffenen Person aufzunehmen und das Gespräch zu suchen, nicht aber eine Diagnose zu stellen oder eine Verhaltensänderung gegen den Willen des Betroffenen durchzusetzen.