Kinder- und Jugendreport 2023: Stationäre Behandlung psychischer Erkrankungen
Der Kinder- und Jugendreport der DAK-Gesundheit bildet die Basis für eine Sonderanalyse zur Krankenhausversorgung psychischer Erkrankungen in den Jahren 2018 bis 2022. Die wichtigsten Ergebnisse der Analyse haben wir hier zusammengefasst.
Ängste, Depressionen, Essstörungen: Zunahme der Krankenhausbehandlungen auch in 2022
Die COVID-Pandemie hatte direkten und indirekten Einfluss darauf, wie Kinder das Gesundheitssystem in Anspruch nehmen. Insbesondere die Versorgung psychischer Erkrankungen hat sich während der Pandemie verändert. Die Ergebnisse einer Sonderanalyse des DAK-Kinder- und Jugendreports mit Schwerpunkt auf die stationäre Behandlung psychischer Erkrankungen in den Jahren 2018 bis 2022 zeigt, dass besonders jugendliche Mädchen von solchen psychischen Erkrankungen betroffen sind, deren Krankenhausbehandlungen während der Pandemie zugenommen haben (Abbildung 1). Hierzu zählen neben Angststörungen auch Depressionen und Essstörungen. Ein möglicher Hintergrund dieser Trendentwicklung ist, dass Mädchen eher zu solchen sogenannten internalisierenden psychischen Störungen neigen als Jungen, bei denen externalisierende Störungen (beispielsweise ADHS) häufiger zu beobachten sind. Diese internalisierenden Störungen werden in der wissenschaftlichen Literatur unter anderem mit akkumulierter psychosozialer Belastung assoziiert.
Angststörungen
Stationär behandelte Angststörungen sind bei jugendlichen Mädchen im Jahr 2022 gegenüber 2019 um 35 % gestiegen. In den Jahren 2018 bis 2020 lagen stationär behandelte Angststörungen auf konstantem Niveau. In den Jahren 2021 und 2022 ist hingegen ein kontinuierlicher Anstieg der Fallzahlen zu beobachten. Bei jugendlichen Mädchen wurde im Jahr 2022 ein neuer Höchstwert erreicht. Von 1.000 Mädchen in dieser Altersgruppe wurden 6,3 wenigstens einmal mit Angststörungen im Krankenhaus behandelt. Stationär behandelte Angststörungen sind im Jugendalter (15-17 Jahre) mehr als dreimal so häufig wie unter Grundschul- (5-9 Jahre) und Schulkindern (10-14 Jahre). Mädchen sind zudem häufiger betroffen als Jungen. Ein Zusammenhang, welcher sich in den vergangenen zwei Jahren noch einmal intensiviert hat. Waren in den Jahren 2018 bis 2020 Mädchen ca. 2,5-mal häufiger betroffen als Jungen, haben stationäre Behandlungen aufgrund von Angststörungen in den vergangenen zwei Jahren ausschließlich für Mädchen zugenommen. Im Jahr 2022 wurden jugendliche Mädchen fast fünfmal häufiger stationär behandelt als gleichaltrige Jungen.
Essstörungen
Stationär behandelte Essstörungen sind bei jugendlichen Mädchen im Jahr 2022 gegenüber 2019 um 52 % gestiegen. In den Jahren 2018 bis 2020 lagen stationär behandelte Essstörungen auf konstantem Niveau. In den Jahren 2021 und 2022 ist hingegen ein sprunghafter Anstieg der Fallzahlen zu beobachten. Gleichzeitig ist zu erkennen, dass die Fallzahlen im Jahr 2022 gegenüber dem Vorjahr nicht weiter zugenommen haben, sondern auf konstant hohem Niveau verbleiben. Von 1.000 Mädchen in dieser Altersgruppe wurden 3,9 wenigstens einmal mit Essstörungen im Krankenhaus behandelt. Stationär behandelte Essstörungen treten bis auf wenige Ausnahmen erst mit Beginn des zehnten Lebensjahres auf und sind im Jugendalter (15-17 Jahre) fast viermal so häufig wie unter Schulkindern (10-14 Jahre). Zudem betreffen diese Fälle fast ausschließlich Mädchen.
Depressionen
Stationär behandelte Depressionen sind bei jugendlichen Mädchen im Jahr 2022 gegenüber 2019 um 24 % gestiegen. In den Jahren 2018 bis 2020 lagen stationär behandelte Depressionen auf vergleichsweise konstantem Niveau. Im Jahr 2021 ist hingegen ein sprunghafter Anstieg der Fallzahlen zu beobachten. Diese sind im Jahr 2022 jedoch wieder rückläufig und liegen unterhalb des Niveaus aus 2021. Von 1.000 jugendlichen Mädchen wurden im Jahr 2022 14,5 wenigstens einmal mit Depressionen im Krankenhaus behandelt. Stationär behandelte Depressionen sind im Jugendalter (15-17 Jahre) mehr als viermal so häufig wie unter Schulkindern (10-14 Jahre). Mädchen sind zudem häufiger betroffen als Jungen. Ein Zusammenhang, welcher sich in den vergangenen zwei Jahren noch einmal intensiviert hat. Waren in den Jahren 2018 bis 2020 Mädchen ca. dreimal häufiger betroffen als Jungen, haben stationäre Behandlungen aufgrund von Depressionen in den vergangen zwei Jahren ausschließlich für Mädchen zugenommen. Im Jahr 2022 wurden jugendliche Mädchen fast fünfmal häufiger stationär behandelt als gleichaltrige Jungen.
Veränderungen in der stationären Versorgung vor, während und nach der Pandemie
In den Jahren 2018 und 2019 sind erkrankungsübergreifend weitestgehend konstante Hospitalisierungsraten bei Kindern und Jugendlichen zu beobachten (Abbildung 2). Dies ist unabhängig vom Behandlungsgrund zu beobachten. In der Hochphase der COVID-19-Pandemie zwischen März 2020 und April 2021, und damit parallel zu den bundesweit gültigen kontaktbeschränkenden Maßnahmen, wurden erkrankungsübergreifend weniger Krankenhausbehandlungen beobachtet. Während für einige Erkrankungsbilder nach Auslaufen der kontaktbeschränkenden Maßnahmen höhere Krankenhausfallzahlen dokumentiert wurden (insb. Infektionserkrankungen), ist die Häufigkeit von Krankenhausbehandlungen in Folge psychischer Erkrankungen bis Ende 2022 nach wie vor unterhalb des Vor-Pandemie-Niveaus.
Download: Kinder- und Jugendreport 2023
Datengrundlage und Methodik
Darauf basiert der Gesundheitsreport 2023
Die Sonderanalyse zur Krankenhausversorgung psychischer Erkrankungen des DAK-Kinder- und Jugendreports analysiert Daten von 786.000 DAK-versicherten Kindern und Jugendlichen im Alter von 0 bis 17 Jahren. In den Altersgruppen der 5 bis 17-Jährigen gehen jährlich ca. 575.000 DAK-versicherte Kinder und Jugendliche in die Analysen ein. Die Auswertungen umfassen Daten aus dem Zeitraum 01.01.2018 bis 31.12.2022. Die Analyse erfolgt primär im Vergleich des Jahres 2022 und dem letzten Vor-Pandemiejahr 2019. Zusätzlich werden Entwicklungen im Zeitverlauf auf Quartalsbasis betrachtet. Datengrundlage sind stationäre Leistungsdaten, da diese nur mit geringem Zeitversatz vorliegen. Auf dieser Grundlage können bei der Entlassung aus der Klinik dokumentierte Diagnosen und durchgeführte Behandlungen (Prozeduren) ausgewertet werden.
Analysiert wird vordergründig die diagnosebezogene Häufigkeit von stationären Behandlungen, auch Hospitalisierungsrate oder -Prävalenz genannt. Die für bestimmte Behandlungsdiagnosen identifizierten stationären Fälle werden alters- und geschlechtsspezifisch betrachtet. Wenn nicht anders angegeben, liegen den Analysen immer als Haupt- oder Nebendiagnose dokumentierte Behandlungsfälle zugrunde.
Datenschutz
So schützen wir personenbezogene Daten
Die DAK-Gesundheit und VANDAGE nehmen den Schutz personenbezogener Daten sehr ernst. Gesundheitsdaten zählen zu den am höchsten schutzwürdigen Informationen. Aus diesem Grund durchlaufen die Datengenerierungs- und Analyseprozesse zahlreiche Prüf- und Freigabeschleifen. Zudem stehen sämtliche datenverarbeitenden Prozesse bei VANDAGE unter Aufsicht einer externen Datenschutzbeauftragten der Firma datenschutz nord GmbH.