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Mikroplastik: Was macht es mit unserem Körper?

Mikroplastik: Junge Frau sammelt am Strand Kunststoffmüll auf.

Mikroplastik belastet unsere Umwelt und bedroht die Gesundheit von Tieren und Menschen. Doch was genau ist Mikroplastik eigentlich? Welche Gefahren gehen davon aus und wie können wir uns davor schützen? Wir haben für dich wichtige Informationen zusammengestellt.

Was ist Mikroplastik und wie entsteht es?

Plastik ist ein Produkt mit sehr praktischen Eigenschaften. Es ist stabil, leicht zu reinigen, preiswert. Doch daraus erwächst auch das Problem: Weil Plastik billig zu produzieren ist, wird es massenhaft eingesetzt. Und weil es sich nicht auflöst, sondern in nur immer kleinere Partikel zerfällt, verschwindet es aus der Umwelt nicht mehr. Sind diese festen, nicht wasserlöslichen Kunststoffteilchen fünf Millimeter und kleiner, werden sie als Mikroplastik bezeichnet. Bei Partikeln, die kleiner als ein tausendstel Millimeter sind, sprechen einige auch von Nanoplastik. 

 

Gesundheitsrisiko Klimawandel: Unser Konsum

Der Klimawandel stellt laut WHO die größte Gesundheitsbedrohung der Menschheit dar. Unsere Konsumgewohnheiten sind ein Hebel, um dagegen anzugehen.

2,5 Tonnen der durchschnittlich 10,3 Tonnen CO2 pro Kopf entfallen auf den sonstigen Konsum, so das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz. Dazu gehören zum Beispiel Kleidung und Schuhe, Smartphones und andere Elektrogeräte, Möbel und Fahrzeuge. Ein bewusster Konsum könnte 2 Tonnen einsparen. Für den Alltag bedeutet das: Geräte länger nutzen, weniger und gebraucht kaufen oder leihen. 

Worin ist Mikroplastik enthalten?

Mikroplastik ist in unzähligen Produkten enthalten. Es steckt in Kosmetika, Kleidung, Putzlappen und Kaugummi. Werden die Partikel bewusst zugesetzt, etwa um eine bestimmte Reinigungswirkung, Trübung oder Haltbarkeit zu gewährleisten, gilt es als primäres Mikroplastik.

Das, was durch die Zersetzung von Plastikmüll entsteht, wird als sekundäres Mikroplastik bezeichnet. Diese Partikel finden sich als unerwünschte Rückstände inzwischen überall: im Boden, in der Luft, im Meer und ebenso in unseren Nahrungsmitteln, wie Mineralwasser, Honig, Fisch oder Gemüse.

Mikroplastik in der Umwelt

Laut Umweltbundesamt gelangen ungefähr 10 Millionen Tonnen Müll jährlich ins Meer, insgesamt sollen sich schon 100 bis 142 Millionen Tonnen dort angesammelt haben. 13.000 Plastikmüllpartikel sollen auf jedem Quadratkilometer Meeresoberfläche treiben.

Auch an Land ist Mikroplastik ein Problem: Laut Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU) zeigt sich in den Böden ein Gehalt von etwa 50.000 Plastikpartikeln beziehungsweise bis zu zehn Milligramm pro Kilogramm. Mikroplastik gelangt etwa über die Düngung landwirtschaftlicher Flächen mit Klärschlamm oder die Verwendung von Kompost aus Biogasanlagen, in denen Mikroplastikpartikel hängen, in die Böden. 

Vorsorgeuntersuchungen

Untersuchungen zur Früherkennung und Vorsorge für jedes Alter im Überblick. 

Mikroplastik im Körper

Da Mikroplastik inzwischen fast überall in der Umwelt vorkommt, findet es sich auch in tierischem und menschlichem Gewebe und in den Organen. 

Ob wir duschen, schlafen oder essen – die winzigen Plastikpartikel sind überall und wir nehmen sie andauernd zu uns. Hauptüberträgerin: die Luft. Das belegt eine Studie aus dem Jahr 2019, die unter Federführung der schottischen Heriot-Watt University in Edinburgh entstand. Sie ergab, dass wir über den ganz gewöhnlichen Staub in unserer Essensumgebung 68.415 Mikropartikel pro Jahr zu uns nehmen.

Eine Studie, die vom World Wide Fund For Nature (WWF) in Auftrag gegeben wurde, macht die Zahlen etwas greifbarer. Demnach nehmen Menschen weltweit durchschnittlich 5 Gramm Mikroplastik pro Woche zu sich – über das Essen, Wasser und die Luft. Das entspricht in etwa einer Kreditkarte.

Wie wirkt sich Mikroplastik auf den Körper aus?

Wie gesundheitsschädlich Mikroplastik genau ist, darüber streiten sich Expertinnen und Experten, Lobbyisten, Politiker und Verbraucherinnen. Dass wir Mikroplastik einatmen, ist zum Beispiel für die schottischen Forschenden mit ihrer Muschel-Studie klar. Welchen Effekt das jedoch auf unsere Gesundheit hat, ist nicht eindeutig, denn die Datenlage ist bislang spärlich.

Was bekannt ist:

  • Unumstritten ist, dass bestimmte Inhaltsstoffe des Plastiks Einfluss auf unseren Körper haben können. Etwa BPA. Der Weichmacher steht im Verdacht, hormonelle Veränderungen im Körper zu bewirken und ist deshalb zum Beispiel aus Trinkflaschen fast völlig verschwunden.
  • Eine weitere Gefahr scheint davon auszugehen, dass Mikroplastik Schadstoffe anziehen könnte. Diese gelangen dann – angelagert an die Partikel – in die Nahrungskette und stellen unter Umständen eine größere Gesundheitsgefahr dar als das Mikroplastik selbst. Eine Studie des Leibniz-Instituts für Ostseeforschung in Warnemünde hat sich mit der Bakterienbesiedelung auf Mikroplastik und auf natürlichen Materialien befasst. Das Ergebnis: Beide Besiedelungen waren ähnlich, die Bakteriengemeinschaften unterschieden sich aber unter bestimmten Bedingungen.
  • Ein US-amerikanisches Forscherteam unter der Beteiligung der Universität von New Mexico hat Gewebe aus den Gehirnen von Menschen untersucht, die zwischen 2016 und 2024 gestorben sind. Das Ergebnis: Die Konzentration von Nano- und Mikroplastik hat im Untersuchungszeitraum zugenommen – sie stieg von im Schnitt 3,34 Mikrogramm pro Gramm im Jahr 2016 auf 4,91 Mikrogramm pro Gramm.
  • Zudem hat eine fachübergreifende Forschungsgruppe von der Philipps-Universität Marburg 2021 durch Experimente an Zellkulturen nachgewiesen, dass Mikroplastik Entzündungsreaktionen auslösen kann. Das Forscherteam bewertet Mikroplastik daher als Risikofaktor für Gefäßerkrankungen. 

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Wie kann ich Mikroplastik reduzieren?

Auch wenn nur geringe Mengen aus Reinigungsmitteln und Kosmetika in die Umwelt gelangen, hält das Umweltbundesamt Mikroplastik in diesen Produkten für verzichtbar. Die Industrie hat auf den Druck von Verbraucherinnen und Verbrauchern sowie der Politik schon vor einigen Jahren reagiert und zumindest in Peeling, Zahncreme und anderen Produkten Mikroplastik reduziert. Seit Oktober 2023 ist die Verwendung von Mikroplastik in Kosmetika und Reinigungsprodukten sogar EU-weit verboten. 

So reduzierst du Mikroplastik in deinem Alltag

  • Fahre weniger Auto oder steige am besten ganz auf Fahrrad und Nahverkehr um, denn das meiste Mikroplastik entsteht laut WWF durch den Reifenabrieb. Auch der Abrieb von Asphalt und Fahrbahnmarkierungen verursacht viel Mikroplastik. 
  • Reduzierst du deinen Plastikmüll, schützt du zugleich die Umwelt vor mehr Mikroplastik und deine Gesundheit vor dessen möglichen Gefahren. Du kannst zum Beispiel Kunststoffverpackungen im Supermarkt meiden. Nimm stattdessen eigene Dosen, Netze und Beutel mit zum Einkauf – in vielen Supermärkten ist deren Nutzung inzwischen unkompliziert möglich.
  • Studiere die Inhaltsstoffe deiner Kosmetikprodukte und meide solche, die Acrylate Copolymer (AC), Polyacrylat (PA), Polypropylen (PP) oder Polyurethan (PUR) auflisten. Label sind nur bedingt hilfreich, weil es eine Vielzahl unterschiedlicher Bewertungsansätze gibt. Zertifizierte Naturkosmetik, das EU-Ecolabel oder auch anerkannte Biosiegel sind zumindest eine Richtschnur.  
  • Nutze deine Kleidung möglichst lange und entsorge sie über entsprechende Sammelstellen. Klamotten und Schuhe gehören nicht in den Hausmüll.
  • Bei der Nutzung von Microfaser-Tüchern und dem Waschen synthetischer Kleidung wird ebenfalls Mikroplastik abgerieben. Kaufe also möglichst wenig davon. Selbst für funktionale Sportkleidung gibt es inzwischen exzellente Alternativen aus Naturfasern, etwa Merinowolle, die Schweißgerüche sogar besser und schon durch Lüften wieder loslassen.
  • Trenne deinen Müll. Plastiktüten gehören nicht in den Biomüll. Auch solche nicht, auf denen "biologisch abbaubar" steht.

Lea Dohm, Psychologin und DAK-Klimaschutz-Expertin:

Nachhaltiger Konsum ist aktuell nicht die Norm. Aber das können wir ändern, denn wir alle gestalten ja mit, was als normal gilt. Einkaufen ohne Plastikverpackungen, der Switch vom Auto auf das E-Bike oder eine vorwiegend pflanzliche Ernährung – all das fällt darunter und sollte der Umwelt und unserer Gesundheit zuliebe die Regel werden. 

Fazit

Mikroplastik ist allgegenwärtig. Ob und wie schädlich Mikroplastik für die Gesundheit ist, ist wissenschaftlich noch nicht ausreichend erforscht. Das meiste durch die Nahrung aufgenommene Plastik wird nach derzeitiger Ansicht von Expertinnen und Experten wohl unverändert wieder ausgeschieden und wirkt zwischenzeitlich nicht auf den Körper.

Willst du Gewässer, Luft und Böden schützen, ist zum Beispiel der Verzicht auf Einwegplastik in jedem Fall hilfreich. In der Regel tust du damit insgesamt etwas für eine nachhaltigere Lebensweise, weil Hersteller von plastikfreien Alternativen häufig auch auf soziale und ökologische Belange achten. In jedem Fall sollte Plastikmüll nicht in die Umwelt gelangen. Suchst du verlässliche Informationen, greife auf unabhängige Instanzen wie das Bundesinstitut für Risikobewertung sowie Hochschulen und staatliche Forschungseinrichtungen zurück.

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