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Hodenschmerzen – Ursachen, Symptome, Therapiemöglichkeiten

Hodenschmerzen: Ein Mann mittleren Alters hält sich den Bauch, da er Schmerzen hat

Hodenschmerzen sind nicht nur unangenehm, sondern oft auch ein Grund zur Sorge. Die Ursachen reichen von harmlos bis akut, und in manchen Fällen ist sehr schnelle medizinische Hilfe entscheidend. Urologe und Androloge Dr. Frank König erläutert, wie Hodenschmerzen genau untersucht werden, welche Auslöser häufig sind und was gegen die Beschwerden hilft.

Was sind Hoden – und warum sind sie so empfindlich?

Die Hoden sind paarige Geschlechtsorgane und liegen geschützt im Hodensack. Ihre Hauptfunktionen: die Bildung von Testosteron und die Produktion von Spermien. Damit diese Prozesse optimal ablaufen, müssen die Hoden leicht kühler (etwa bei 35 Grad C) gehalten werden als die Körperinnentemperatur, das erklärt ihre besondere Position außerhalb des Rumpfes.

Die Hoden sind empfindlich, weil sie dicht von Nerven durchzogen und stark durchblutet sind. Schon kleine Reize oder Verletzungen können starke Schmerzen verursachen. Ein Tritt oder Stoß in den Genitalbereich gehört deshalb zu den unangenehmsten Schmerzreizen überhaupt.

Urologe Dr. Frank König: „Hodenschmerzen können sich sehr unterschiedlich anfühlen. Manche Patienten berichten von einem dumpfen Ziehen in der Leiste, andere erleben einen plötzlichen, stechenden Schmerz. Druckempfindlichkeit, Schwellungen oder ziehende Beschwerden beim Gehen sind typische Symptome. Bei ausstrahlenden Schmerzen sind oft auch Leiste oder Oberschenkel betroffen. Die Art des Schmerzes liefert erste Hinweise auf die Ursache, ersetzt aber nie eine genaue Untersuchung.“

Prof. Dr. Frank König

Prof. Dr. Frank König

Facharzt für Urologie & Andrologie

Prof. Dr. med. Frank König ist Facharzt für Urologie & Andrologie in Berlin und außerplanmäßiger Professur an der Medizinischen Fakultät der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, außerdem

Vorstandsmitglied in der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU) und im Verband der Deutschen Uro-Onkologen (d-uo).

Untersuchungsmethode Nummer eins bei Hodenschmerzen ist aber der Ultraschall – und zwar korrekt durchgeführt. Es ist entscheidend, beim Ultraschall des Hodens auf die Durchblutung zu schauen, um eine Verdrehung klar zu erkennen beziehungsweise auszuschließen Denn wenn die Blutzufuhr unterbrochen ist, muss wirklich sofort gehandelt werden

Welche Ursache können Hodenschmerzen haben? 

Nicht jeder Schmerz im Hoden hat denselben Ursprung. Verletzungen, Entzündungen, Durchblutungsstörungen oder auch Erkrankungen anderer Körperregionen können Auslöser sein. Hier eine Auswahl der wichtigsten medizinischen Ursachen:

  • Verletzungen: Tritte, Unfälle oder auch Sportverletzungen verursachen akuten Schmerz. Bei ernsthaften Schäden kann eine Operation notwendig sein.
  • Entzündungen: Vor allem Nebenhodenentzündungen treten häufig auf, oft als Folge aufsteigender Harnwegsinfektionen oder sexuell übertragbarer Krankheiten wie Chlamydien oder Gonorrhoe.
  • Hodentorsion: Hierbei verdreht sich der Hoden um die eigene Achse und schnürt die Blutgefäße und den Samenleiter ab. Betroffene erleben einen starken Schmerz, oft begleitet von Übelkeit oder Erbrechen. Hodentorsion ist ein Notfall, der innerhalb weniger Stunden operativ behandelt werden muss.
  • Hodentumor: Schmerzen macht ein Hodentumor zwar selten, aber eine Schwellung oder ein Knoten ist ertastbar. Solche Beobachtungen sollten immer per Ultraschall abgeklärt werden.
  • Varikozelen: Bei Varikozelen handelt es sich um Krampfadern im Bereich des Hodens, die sich meist auf der linken Seite entwickeln. Grund dafür sind anatomische Besonderheiten: Die Vene des linken Hodens mündet über die linke Nierenvene in die Hauptvene, was den Blutabfluss erschwert. Durch den Blutstau weiten sich die Venen, was zu einem dumpfen, ziehenden Schmerz führen kann – besonders bei längerem Stehen oder körperlicher Anstrengung.  
  • Psychosomatische Ursachen: Auch Stress kann gelegentlich Hodenschmerzen auslösen, wenn organische Ursachen ausgeschlossen sind.

Urologe Dr. Frank König: „Oft kann man die Ursache des Hodenschmerzes bereits durch Tastuntersuchung vorläufig ermitteln. Wenn ich zum Beispiel den Hoden anhebe, dann verstärkt das die Schmerzen bei einer Hodentorsion noch weiter, während bei einer Entzündung die Schmerzen eher nachlassen. Untersuchungsmethode Nummer eins bei Hodenschmerzen ist aber der Ultraschall – und zwar korrekt durchgeführt. Es ist entscheidend, beim Ultraschall des Hodens auf die Durchblutung zu schauen, um eine Verdrehung klar zu erkennen beziehungsweise auszuschließen Denn wenn die Blutzufuhr unterbrochen ist, muss wirklich sofort gehandelt werden.“ 

Wann treten Hodenschmerzen außerdem noch auf – und was hilft?

Leistenbruch / Leistenkanal-Reizungen Wenn ein Nerv im Leistenkanal eingeklemmt wird oder ein beginnender Leistenbruch vorliegt, kann der Schmerz bis in den Hoden ausstrahlen. Auch nach einer Leistenbruch-OP sind Hodenschmerzen möglich, etwa wenn eingesetzte Netze auf Nerven drücken. Hier hilft meist eine chirurgische Abklärung.

Durch Ischias / Rückenschmerzen Eine Reizung des Ischiasnervs oder anderer Nerven in der Wirbelsäule kann in den Hoden ausstrahlen. Meist zeigt sich die Ausstrahlung über Leiste und Oberschenkel bis ins Bein. Die Ursache ist wie beim Leistenbruch orthopädisch und nicht urologisch.

Urologe Dr. Frank König: „Nicht selten haben wir mit der großen Gruppe der ausstrahlenden Hodenschmerzen zu tun. Wenn jemand beschreibt, er habe Schmerzen über die Leiste bis in den Hoden, dann muss man immer differenzial-diagnostisch an verschiedene Sachen denken. Man schließt dann durch Ultraschall, Urin- und Tastuntersuchungen andere Ursachen aus. Und kommt dann eventuell zu der Diagnose, dass das eine Reizung der Nerven sein kann, die zum Hoden führen. Ärgerlich ist: Da können wir als Urologen wenig gegen die Hodenschmerzen tun – außer eine Abklärung beim Orthopäden oder Chirurgen zu empfehlen.“

Nach Sex / Ejakulation („Kavaliersschmerz“) Gelegentlich treten nach dem Geschlechtsverkehr diffuse Hodenschmerzen auf. Bei wiederholten Beschwerden oder begleitendem Ausfluss sollte auf sexuell übertragbare Infektionen untersucht werden.

Nach Sport Häufige Ursache ist hier der fehlende Halt durch ungeeignete Unterwäsche. Beim Joggen oder Fitnesstraining kann die ständige Bewegung zu Zug- oder Reibungsschmerzen führen. Hilfreich sind spezielle Sportunterhosen, die den Hoden besser unterstützen.

Nach Prostata-OP Früher traten Hodenschmerzen bedingt durch aufsteigende Infektionen nach Prostataoperationen häufiger auf. „Heute sind solche Beschwerden selten, sagt Urologe Dr. Frank König: „Dieses Phänomen sehen wir kaum noch.“

Die häufigste Ursache für Unfruchtbarkeit ist eine Mumps-Infektion im Jugendalter. Mumps-Viren befallen neben den Speicheldrüsen auch andere Organe, darunter bei Männern häufig auch die Hoden.

Können Hodenschmerzen unfruchtbar machen oder die Potenz beeinträchtigen?

Hodenschmerzen selbst führen in der Regel nicht zu Unfruchtbarkeit oder Impotenz. Entscheidend ist, was dahintersteckt. 

  • Eine unbehandelte Hodentorsion kann das Hodengewebe dauerhaft schädigen und so zu Unfruchtbarkeit führen. Außerdem ist die Mumps-bedingte Hodenentzündung in der Jugend eine Ursache für Unfruchtbarkeit (s.u.) 
  • Tumorerkrankungen des Hodens können ebenfalls die Fruchtbarkeit beeinträchtigen, vor allem wenn ein Hoden entfernt werden muss.
  • Impotenz ist dagegen selten eine direkte Folge von Hodenerkrankungen, da die Hormonproduktion meist nicht so stark gestört wird.

Urologe Dr. Frank König: „Die häufigste Ursache für Unfruchtbarkeit ist eine Mumps-Infektion im Jugendalter. Mumps-Viren befallen neben den Speicheldrüsen auch andere Organe, darunter bei Männern häufig auch die Hoden. Andere Entzündungen wie die Nebenhodenentzündungen führen eher selten zu dauerhafter Unfruchtbarkeit. Bei speziellen Infektionen wie Chlamydieninfektionen wird das immer wieder diskutiert, aber einen richtigen Beweis gibt‘s bisher nicht.“

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Was tun bei Hodenschmerzen?

Hodenschmerzen sollten nie ignoriert werden. Plötzliche, starke oder anhaltende Beschwerden erfordern eine rasche urologische Abklärung. Insbesondere bei Verdacht auf Hodentorsion zählt jede Minute. Die Standarduntersuchung umfasst eine Tastuntersuchung und einen Ultraschall inklusive Durchblutungsprüfung. Bei einer Hodentorsion muss zeitnah operiert werden. Entzündungen lassen sich mit Antibiotika behandeln, zusätzlich helfen Kühlung und Hochlagerung.

Wichtig: Schmerzmittel können Symptome kurzfristig lindern, sollten aber nicht ohne Abklärung eingesetzt werden, da sie die Diagnose erschweren können.

Kann man Hodenschmerzen wegtrainieren?

In den meisten Fällen nein. Hodenschmerzen haben fast immer eine körperliche Ursache, die gezielt behandelt werden muss. Nur wenn sie psychosomatisch bedingt sind – etwa durch Stress – können Bewegung oder Entspannungstechniken hilfreich sein.

Tun Schmerzen im linken Hoden anders weh als im rechten Hoden?

Die Schmerzqualität hängt von der Ursache ab, nicht von der Seite. Allerdings treten bestimmte Erkrankungen, wie die Krampfadern im Hoden, fast ausschließlich links auf. Grund dafür sind anatomische Besonderheiten beim Blutabfluss.

Hodenschmerzen sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen und lieber einmal zu viel als zu wenig untersuchen lassen. Wenn sich bei uns Patienten mit Hodenschmerzen anmelden, bekommen sie wegen der möglichen Dringlichkeit immer zeitnah einen Untersuchungstermin.

Welchen Arzt kann ich bei Hodenschmerzen aufsuchen?

Anlaufstelle Nummer eins bei Hodenschmerzen ist die Urologie. Bei Kindern sind auch Kinderärzte oder Kinderurologinnen zuständig. In akuten Fällen sollte nicht gezögert werden, auch ein Besuch in der Rettungsstelle kann notwendig sein. 

Urologe Dr. Frank König: „Hodenschmerzen sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen und lieber einmal zu viel als zu wenig untersuchen lassen. Wenn sich bei uns Patienten mit Hodenschmerzen anmelden, bekommen sie wegen der möglichen Dringlichkeit immer zeitnah einen Untersuchungstermin.“

 

Hodenschmerzen bei Kindern

Hodenschmerzen bei Kindern sollten grundsätzlich ernst genommen werden. Besonders aufmerksam sollte man sein, wenn der Schmerz plötzlich auftritt oder von Symptomen wie Schwellungen, Übelkeit oder Erbrechen begleitet wird.

Zu den möglichen Ursachen zählen neben der Hodentorsion auch Hodenhochstand, Entzündungen oder Verletzungen beim Spielen.

Im Akutfall sollten Eltern nicht zögern und umgehend ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen – entweder bei einer urologischen Praxis, einer kinderärztlichen Praxis oder, sofern verfügbar, bei einem Kinderurologen oder einer Kinderurologin.

Autor(in)

Journalistin für Medizin und Gesundheitsthemen

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