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Immer mit der Ruhe: Pseudokrupp

Symbolbild Pseudokrupp

Keine Frage: Es kann schon Panik auslösen, wenn dein Kind mitten in der Nacht plötzlich mit bellendem Husten aufwacht, keuchend nach Luft ringt, weint und dich ganz erschrocken ansieht. Ganz besonders, wenn es der erste Anfall dieser Art ist. Gar nicht so selten steckt ein Pseudokrupp dahinter, eine Entzündung der oberen Atemwege im Bereich des Kehlkopfes, unterhalb der Stimmlippen. Ausgelöst wird sie meist durch Viren. Durch diese Entzündung schwellen die Schleimhäute an, es kommt zu einer Verengung der Atemwege und den oben genannten Symptomen.

Bellen und Keuchen

Das charakteristische Symptom beim Pseudokrupp ist der bellende Husten, gepaart mit einem keuchenden Atem-Geräusch (medizinisch: Stridor). Hinzu kommen häufig leichtes (!) Fieber, Heiserkeit und manchmal auch eine verstopfte Nase. Schluckbeschwerden und ein vermehrter Speichelfluss sind untypisch, der Allgemeinzustand des Kindes ist kaum beeinträchtigt, es wirkt also nicht „schwer krank“. Dennoch erscheint das Ganze durch die starke Atemnot sehr bedrohlich und kann durch Panik sowie Hektik noch verschlimmert werden. Wichtig deshalb: „Eltern sollten versuchen, möglichst ruhig zu bleiben und auf das Kind leise sowie beruhigend einreden. Je ruhiger das Kind atmet, desto weniger wirkt sich die Enge im Kehlkopf aus. Nur in weniger als einem Prozent aller Fälle ist die Atemnot so groß, dass wirklich akute Erstickungsgefahr droht und das Kind intensivmedizinisch behandelt werden muss“ erklärt Dr. Tobias Ankermann, Chefarzt der Kinderklinik am Städtischen Krankenhaus Kiel. Nach rund 48 Stunden verschwinden die Symptome meist wieder. Die Frage, ob Pseudokrupp ansteckend ist, lässt sich nur mit Jein beantworten. Ansteckend sind die ihn auslösenden Erkältungsviren, doch die führen nicht automatisch bei jedem Kind zu Pseudokrupp-Symptomen – sondern manchmal eben nur zu einem ganz simplen Schnupfen.

Je ruhiger das Kind atmet, desto weniger wirkt sich die Enge im Kehlkopf aus.

Häufig nachts und in der kalten Jahreszeit 

Schätzungen zufolge erkranken rund zehn bis 15 Prozent aller Kleinkinder einmal im Leben an einen viralen Pseudokrupp. Meist sind es Kinder zwischen sechs Monaten und drei Jahren, der Erkrankungsgipfel liegt bei zwei Jahren. Danach sind Luftröhre und Kehlkopf so geweitet, dass es normalerweise nicht mehr zu diesen Anfällen kommt. Warum Jungen häufiger als Mädchen betroffen sind, ist noch nicht genau erforscht. Meist treten die Anfälle am späten Abend oder in der Nacht auf. „Das könnte daran liegen, dass der Spiegel des entzündungshemmenden Hormons Cortisol zwischen 23 und vier Uhr morgens besonders niedrig ist“, so Ankermann. Ein weiterer Grund könnten auch durch das Liegen bedingte, verstärkte Flüssigkeitsansammlungen im Bereich des Kehlkopfes sein. In der kalten Jahreszeit sind Pseudokrupp-Anfälle besonders häufig. Das liegt einfach daran, dass im Herbst und Winter generell mehr Erkältungsviren unterwegs sind. 

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SOS-Maßnahmen bei einem Anfall

Wenn dein Kind die typischen Pseudokrupp-Symptome zeigt oder schon des Öfteren einen solchen Anfall hatte, kannst du einiges tun, um ihm zu helfen. Dazu gehören:

  • Versuche Ruhe zu bewahren, Panik und Hektik führen nur zu einem Teufelskreis, der die Symptome verschlimmert.
  • Nimm dein Kind auf den Arm oder setze es auf deinen Schoß. Größere Kinder nehmen oft von selbst eine Position ein, die ihnen guttut. Generell gilt: Wenn Kopf und Oberkörper aufgerichtet sind, fällt das Atmen leichter.
  • Teure Luftbefeuchter haben laut diversen Studien keine nachweisbaren Effekte auf den Pseudokrupp. Hilfreich (und preiswerter) kann allerdings kühl-feuchte Luft sein. Fenster auf ist daher gerade in der kalten Jahreszeit nach einem akuten Anfall eine gute Option. Alternativ kann auch ein kurzer Aufenthalt vor einer geöffneten Kühlschranktür deinem Kind Linderung verschaffen.
  • Einige Kinder beruhigen sich schneller, wenn du mit ihnen auf dem Arm im Freien durch eine ruhige Umgebung spazierst.
  • Wenn sich dein Kind beruhigt hat, kannst du ihm schluckweise kühles Wasser oder kühlen Tee zum Trinken geben.
  • Rauche nicht in der Wohnung und in der Nähe deines Kindes
  • Verwende keine Erkältungssalben oder ätherischen Öle bei einem Kind mit Pseudokrupp-Neigung

Wann in die Arztpraxis oder in die Klinik?

Wenn die Symptome deines Kindes sich auch durch die SOS-Maßnahmen nicht verbessern, dein Kind apathisch wirkt oder die Panik bei einem allerersten Pseudokrupp-Anfall auf beiden Seiten zu groß ist, solltest du den Rettungsdienst unter der 112 rufen oder mit deinem Kind die nächstgelegene Notaufnahme einer Klinik aufsuchen, Wichtig: Fahre nicht alleine mit dem Kind im Auto, damit du dich notfalls bei einem erneuten Anfall kümmern kannst. Oder nimm dir notfalls ein Taxi. 


Pseudokrupp und „echter Krupp“ – der große Unterschied

Während Pseudokrupp bei Kleinkindern recht häufig vorkommt, ist „echter Krupp“ (auch respiratorische Diphterie genannt) eine seltene, früher oft lebensgefährlich verlaufende Infektionskrankheit. Heute kommt sie in Industrieländern dank Standardimpfungen nur noch selten vor. Im Unterschied zum Pseudokrupp wird eine respiratorische Diphterie nicht durch Viren, sondern durch das Diphterie-Bakterium übertragen und kann in jedem Lebensalter vorkommen. Sie geht mit Fieber, Schüttelfrost, Kopf- und Gliederschmerzen, Abgeschlagenheit und einem stärkeren Krankheitsgefühl einher, der bellende Husten des Pseudokrupps fehlt eher.

Wie wird ein Pseudokrupp behandelt? 

Kinderärzte haben heute zahlreiche, sehr wirksame Therapie-Optionen. Da es sich beim viralen Pseudokrupp um einen Atemwegsinfekt handelt, können bei Kindern, die zusätzlich leichtes Fieber haben, Paracetamol oder Ibuprofen als Saft oder Zäpfchen helfen. Beide wirken fiebersenkend, schmerzlindernd sowie entzündungshemmend und können so auch die Atemfrequenz senken. Aber: „Antibiotika sind bei viralem Pseudokrupp nicht ratsam“, so Dr. Ankermann. Bei mittelschweren, schweren und lebensbedrohlichen Pseudokrupp-Anfällen kann es zudem sinnvoll sein, dem Kind Sauerstoff über eine Maske zu geben. So lässt sich die Funktion der Atemmuskulatur verbessern, das Kind kann wieder besser durchatmen.

Zur Standard-Therapie bei viralem Pseudokrupp zählen sogenannte Glukokortikoide, eine Gruppe von Hormonen, zu denen auch Cortison gehört. Klassische Glukokortikoide, die beim Pseudokrupp zum Einsatz kommen, sind beispielsweise Prednisolon, Prednison oder Dexamethason. „Diese Wirkstoffe werden in Deutschland häufig in Form von Zäpfchen oder Rektal-Kapseln eingesetzt. Da der Wirkstoffanteil darin oft für ein Kleinkind viel zu hoch ist und gleichzeitig die Bioverfügbarkeit stark schwanken kann, sind Säfte hier eindeutig die bessere Wahl“, rät Dr. Ankermann.

Vorsorgeuntersuchungen für Kinder und Jugendliche

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Die Notfall-Apotheke für zuhause

Wenn dein Kind bereits einen oder mehrere Pseudokrupp-Anfälle hatte, wird dir dein Kinderarzt Notfall-Medikamente für zuhause verschreiben. Hierzu gehören ein cortisonhaltiger Saft oder ein Zäpfchen mit den Wirkstoffen Dexamethason, Prednison oder Prednisolon sowie der Wirkstoff Epinephrin (Adrenalin), der über einen Zerstäuber oder Vernebler vom Kind eingeatmet wird. Adrenalin sorgt dafür, dass die Schleimhäute wieder abschwellen und die Atmung erleichtert wird. Meist verbessern sich die akuten Pseudokrupp-Symptome damit innerhalb von 30 Minuten, die Wirkung hält ein bis zwei Stunden an. Durch diese SOS-Apotheke lässt sich der Pseudokrupp häufig gut ambulant zuhause behandeln und nächtliche Klinikfahrten unter Stress bleiben dir und deinem Kind in der Regel erspart.


Dr-Ankermann

Tobias Ankermann

PD Dr. med.

Dr. Tobias Ankermann ist Chefarzt der Kinderklinik und Jugendmedizin am Städtischen Krankenhaus Kiel. Seine Schwerpunkte sind die Kinderpneumologie, die Kinderallergologie sowie die Kinderintensivmedizin. Der Privatdozent betreibt auch mehrere Podcasts zum Thema Pädiatrie.

Autor(in)

Journalistin/Freie Autorin

Qualitätssicherung

DAK Fachbereich

Quellenangaben

Aktualisiert am:
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