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Die Macht der Pheromone: Attraktivitäts-Level-Up oder Marketing-Gag?

Dieser Artikel wurde von der Texterkolonie verfasst 

Ein Spritzer Pheromon-Parfum für die eigene Unwiderstehlichkeit? Wir zeigen dir, wie Pheromone wirken und was an dem Hype um attraktivitätssteigernde Pheromon-Produkte wirklich dran ist.

Sich riechen können ­– das ist nicht einfach nur eine Redewendung. Wahrscheinlich hast du schon gemerkt, dass du den natürlichen Eigengeruch mancher Menschen angenehm findest, den anderer Menschen wiederum nicht. Dass jemand so riecht, wie er oder sie riecht, hängt mit den sogenannten Pheromonen zusammen. Die Sache mit dem Eigengeruch versuchen sich gerade einige Hersteller zunutze zu machen, indem sie Parfums und Cremes auf Pheromonbasis entwickeln. Damit soll die anziehende Wirkung des natürlichen Eigengeruchs verstärkt werden. Aber reichen ein paar Spritzer eines teuren Pheromon-Parfums wirklich aus, um die Menschen in deiner Nähe reihenweise in Ohnmacht fallen zu lassen, weil sie deinen Geruch so sexy finden?

Was sind Pheromone?

Zunächst einmal wollen wir klären, was Pheromone eigentlich genau sind. Wir haben es hier mit chemischen Botenstoffen zu tun, über die Artgenossen miteinander kommunizieren. Auf nonverbaler Ebene sozusagen. Die Wissenschaft sieht Pheromone auch als Vorläufer von Hormonen. Während Hormone innerhalb deines Körpers von Zelle zu Zelle miteinander kommunizieren, geben Pheromone Informationen an deine Umwelt weiter. Das geschieht zum Beispiel über Achselschweiß oder Urin. Dabei werden Pheromone nicht aktiv gerochen, sondern unbewusst wahrgenommen. Und zwar von Pheromon-Rezeptoren auf unserer Riechschleimhaut in der Nase. Anschließend werden sie im Gehirn verarbeitet, allerdings in einem anderen Areal als „normale“ Gerüche.

In der Tierwelt sind Pheromone inzwischen gut erforscht. Dort zeigen sie zum Beispiel an, ob ein Weibchen gerade fruchtbar ist. Auch wenn Gefahr droht, wird das über Pheromone kommuniziert. Für Letzteres sind die sogenannten Releasing-Pheromone zuständig, die zu schnellen Reaktionen und Verhaltensänderungen führen. Für Ersteres, also für alles, was mit der Paarung zusammenhängt, gibt es die sogenannten Primer-Pheromone. Sie beeinflussen Artgenossen langfristig, zum Beispiel in ihrer Hierarchie. Oder eben bei der Partnerwahl. Und an diesem Phänomen wollen Parfumhersteller andocken!

Beeinflussen Pheromone, in wen ich mich verliebe?

Wie funktioniert ein handelsübliches Parfum? Es versucht, den individuellen Eigengeruch eines Menschen mit einem – hoffentlich – wohlriechenden Fremdgeruch zu überdecken. Pheromon-Parfums wollen genau das Gegenteil. Nämlich den vom Körper selbst produzierten Eigengeruch unterstreichen und damit sogar die unbewusste Anziehung verstärken. Schließlich können Pheromone nach außen Paarungsbereitschaft kommunizieren. Und wie gut zwei Menschen kompatibel sind. Wer seine eigenen Geruchsstoffe durch ein Parfum hervorhebt, findet heraus, wer einen gut riechen kann. So zumindest die Theorie. Doch funktioniert das wirklich?

Nun. Sicher ist, dass sich Pheromone auf unser Verhalten auswirken können. Zum Beispiel auf unsere Fähigkeit zur Empathie. So kannst du intuitiv unterscheiden, ob jemand aus Angst schwitzt oder weil er oder sie gerade joggen war. Handelt es sich um Angstschweiß, wird dein Empathie-Zentrum im Gehirn aktiviert. Das hat die Evolution so eingerichtet, damit wir Situationen erkennen, in denen möglicherweise Gefahr droht. Da Pheromone aber ausschließlich unbewusst wahrgenommen werden, ist bisher noch nicht vollständig geklärt, wie stark ihre Auswirkungen tatsächlich sind. Was aber sicher ist: Pheromone können menschliches Verhalten nicht fernsteuern. Du wirst also keine Person spontan zum Niederknien finden, nur weil sie sich etwas Pheromon-Parfum auf den Hals getupft hat. Dafür reichen die Pheromon-Rezeptoren in unserer Nase auch gar nicht aus. Außerdem ist wissenschaftlich noch nicht nachgewiesen, ob solche Parfums überhaupt eine Wirkung erzielen. Zumal in der Kommunikation ja auch die bewussten Sinne eine Rolle spielen – also Augen, Ohren und Nase.

Ein Vergleich: Was bewirken Pheromone bei Männern und Frauen?

In einem Experiment des Evolutionsbiologen Claus Wedekind aus dem Jahr 1995 sollten Männer drei Tage am Stück dasselbe T-Shirt tragen und dabei weder Deo noch Parfum verwenden. Anschließend sollten Frauen an dem T-Shirt schnuppern und den Geruch bewerten. Das Ergebnis? Sie fanden den Geruch ihres Gegenübers umso anziehender, je unterschiedlicher die Gene beider Personen waren. Das hat evolutionsbiologische Ursachen. Denn je mehr sich die Gene der möglichen Eltern voneinander unterscheiden – also beispielsweise von dir und deinem Date! –, umso größer sind die Überlebenschancen des Nachwuchses. Eine andere Entdeckung geht auf die 70er‑Jahre zurück. Damals berichteten Wissenschaftler im Rahmen eines Tests, dass Frauen Männer attraktiver fanden, wenn sie zuvor an Pheromon-getränkten Tüchern gerochen hatten.

Was die Männerwelt betrifft: Studien zeigen, dass Männer Frauen attraktiver finden, wenn sie kurz vor ihrem Eisprung stehen – also fruchtbar sind. Auch das ist ein Trick der Evolution, um uns Menschen zur Fortpflanzung zu motivieren. Einer von vielen übrigens. Der Eisprung führt nämlich auch zu einem erhöhten Spiegel des weiblichen Geschlechtshormons Östrogen. Das sorgt u. a. dafür, dass Frauen ihre Fruchtbarkeit unbewusst nach außen signalisieren. Was wiederum die Aufmerksamkeit der Männerwelt erregt. Rund um die erotische Annäherung zwischen Mann und Frau spielen also ziemlich viele Faktoren eine Rolle.
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Können Pheromone in Parfums tatsächlich etwas bewirken?

Ob und wie stark Pheromone in Parfums am Ende anziehend wirken, ist nicht pauschal zu sagen. Zumal nicht nachgewiesen ist, ob die verwendeten Pheromone unsere Rezeptoren in der Nase überhaupt ansprechen. Geschweige denn unser Verhalten beeinflussen. Die Ergebnisse einer Studie aus dem Jahr 2017 der University of Western Australia zeigen jedenfalls etwas anderes. Hier wurde getestet, ob zwei in Parfums verwendete Pheromone die Wahrnehmung von Attraktivität tatsächlich verändern. Die klare Antwort lautete: Nein. Die Duftmoleküle hatten keinen messbaren Einfluss. Fakt ist allerdings, dass der Körpergeruch durchaus eine Rolle bei der Partnerwahl spielt. Das fängt bei „Dusch-Abstinenz“ wie im Experiment von Claus Wedekind an und hört beim Herumexperimentieren mit verschiedenen Parfums und Düften noch lange nicht auf. Schau am besten einfach selbst, mit welchem Duft du dich wohlfühlst. Und wie deine Mitmenschen darauf reagieren.

Fazit

Abschließend können wir sagen: Ja, Pheromone haben einen gewissen Einfluss auf uns Menschen. Wie stark er sich auf unsere Partnerwahl auswirkt, ist allerdings noch nicht geklärt. Klar ist hingegen: Pheromon-Parfums lassen die Menschen um dich herum nicht reihenweise in Ohnmacht fallen, weil sie hin und weg von deinem Geruch sind. Tatsächlich kann es aber nicht schaden, auf deinen individuellen Eigengeruch zu vertrauen. Vielleicht findest du auf diese Weise heraus, wer dich wirklich riechen kann und mit wem du gut zusammenpasst.

Hast du weitere Fragen, Themenwünsche oder etwas anderes rund um deine Gesundheit auf dem Herzen? Dann schreib uns: doktorsex@dak.de! Wir freuen uns, von dir zu hören.

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