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Asexualität: Wenn Menschen keine sexuelle Anziehung verspüren

Dieser Artikel wurde von Kirsten Wenzel verfasst 

Rund um dich herum reden alle ständig von Sex und du kannst damit eigentlich gar nichts anfangen? Die Frage, ob du auf Mädchen oder Jungs stehst, löst bei dir ein bloßes Achselzucken aus – und die vielzitierten „Schmetterlinge im Bauch“ kennst du nur aus Erzählungen? Wenn du mit dem Thema Erotik so gar nichts am Hut hast, ist das total okay – wenn es dich nicht stört. Es kann aber verschiedene Gründe haben. Eine mögliche Erklärung nennt sich Asexualität. Was sich dahinter verbirgt und warum Asexualität keine Störung oder Krankheit ist, erfährst du hier. 


Was ist Asexualität?

Unter Asexualität versteht man das Fehlen sexueller Anziehung. Eine asexuelle Person ist also eine Person, die sich weder zum anderen (hetero) noch zum eigenen (homo) Geschlecht sexuell hingezogen fühlt. Sondern eben zu gar niemandem.

Dafür kann diese Person aber durchaus jede Menge andere Gefühle und Anziehungskräfte empfinden, etwa Freundschaft, ästhetische Zuneigung, Sehnsucht nach Zärtlichkeit oder sogar romantische Liebe.

Auch Sex kann im Leben von Menschen, die sich als asexuell definieren, durchaus eine Rolle spielen. Manche befriedigen sich gern selbst, einfach, weil es sich für sie gut anfühlt. Manche haben aus Liebe mit ihren Partnern Sex – oder weil sie sich Kinder wünschen. Was bei ihnen bloß nicht vorhanden ist, ist das sexuelle Begehren – die „Lust“ auf die andere Person.

Keine Lust auf Sex – bin ich asexuell?

Du hast dauerhaft keine Lust auf Sex und du leidest darunter? Dann bist du vermutlich nicht asexuell und solltest dir Hilfe holen.

Wenn du keine Lust auf Sex hast, bedeutet das also nicht automatisch, dass du asexuell bist. Denn fehlende Lust auf Sex kann ganz verschiedene körperliche und seelische Gründe haben, zum Beispiel Stress oder auch die Einnahme von bestimmten Medikamenten. (Vielleicht bist du einfach auch noch sehr jung und musst nur noch etwas warten, bis das Feuer in dir entfacht …)

Wenn du dich allerdings schon länger kennst und merkst, dass du dich wohl damit fühlst, kein sexuelles Begehren zu empfinden – und wenn du dich mit dem Wort „Asexualität“ gut verstanden fühlst, dann könnte die Beschreibung vielleicht zu dir passen.

Letztlich musst und darfst du entscheiden, wie du deine sexuelle Identität definieren möchtest. Denn es gibt keine Diagnose von außen – nur du weißt schließlich aus erster Hand, wie du dich empfindest, was du fühlst und wie du begehrst.

 
J2: VORSORGEUNTERSUCHUNG
Bei der J2 (zwischen 16 und 17 Jahren) handelt es sich um eine einmalige Vorsorgeuntersuchung. Es geht um Früherkennung körperlicher Probleme sowie Sexualitätsstörungen. Die J2 ist eine freiwillige Mehrleistung der DAK-Gesundheit. MEHR INFOS

PS: Ab 20 Jahren können junge Frauen einmal im Jahr zur Vorsorgeuntersuchung, auch wegen Früherkennung möglicher Krebserkrankungen.

Was sind die Symptome für Asexualität beim Mann ­– und bei der Frau?

Etwa ein Prozent der Bevölkerung definiert sich repräsentativen Umfragen zufolge selbst als asexuell.

Die große Mehrheit davon (etwa 80 Prozent) sind Frauen, etwa 20 Prozent Männer. Spezielle körperliche Symptome gehen weder bei Männern noch bei Frauen mit dieser sexuellen Orientierung einher. Das bedeutet: auch sich als asexuell beschreibende Männer haben Erektionen, so wie auch asexuelle Frauen einen Orgasmus haben können. Asexuelle Personen ekeln sich auch nicht vor Sex oder sind verklemmt oder „frigide“.

Das wichtigste Symptom der Asexualität ist das fehlende Interesse an sexueller Interaktion mit anderen Menschen. Asexuelle Personen empfinden dieses Fehlen nicht als Mangel – sondern fühlen sich erleichtert, wenn ihre Orientierung einfach akzeptiert wird. Wenn sie darüber sprechen und die Beziehungen zu den für sie wichtigen Menschen erfolgreich gestalten können.

 

Das Spektrum der Asexualität

  • Asexualität kann sich in vielen Facetten und Intensitäten zeigen. Deswegen spricht man auch vom Spektrum der Asexualität. Einige Begriffe, die hier eine Rolle spielen:
  • Demisexuell: Demisexuelle Personen fühlen sich, wenn auch eher selten, sexuell zu anderen Menschen hingezogen. Voraussetzung dafür ist eine langfristige, emotionale Bindung zu dieser Person.
  • Aromantisch: Aromantische Menschen empfinden keine romantische Anziehung zu anderen Menschen.
  • Homosexuell / Bisexuell: Manche Menschen, die sich als asexuell erleben, fühlen sich gleichzeitig psychisch und emotional zu bestimmten sexuellen Orientierungen hingezogen. Sie definieren sich dann zum Beispiel als asexuell homosexuell oder auch als Bi-romantisch.
  • Allosexualität: Allosexuell ist eine Person, die eine ausgeprägte sexuelle Anziehung gegenüber anderen empfindet. Allosexualität ist damit das Gegenteil von Asexualität.

Darum ist Asexualität keine Störung oder Krankheit

Asexualität ist eine sexuelle Orientierung unter vielen und deshalb auch keine Störung oder Krankheit. Wenn du dich mit dieser Selbstbeschreibung wohl fühlst und nichts an deiner Art zu leben, lieben und begehren ändern möchtest, ist alles okay. Vielleicht ist dein fehlendes erotisches Interesse an anderen aber auch nur eine Phase – auch das ist selbstverständlich kein Problem. Nur, wenn du selbst unter deinem mangelnden Begehren leidest, solltest du dir Hilfe suchen und mit einem Arzt oder einer Ärztin des Vertrauens sprechen und gegebenenfalls psychologische Unterstützung suchen.

Falls du mehr über Asexualität erfahren möchtest, schau am besten mal in den Foren von Aven (https://www.aven-forum.de/) vorbei, der größten asexuellen Gemeinschaft. Hier kannst du dich mit anderen Menschen über das Thema austauschen und findest möglicherweise heraus, wie genau du sexuell tickst.

Hast du weitere Fragen, Themenwünsche oder etwas anderes auf dem Herzen? Dann schreib uns: doktorsex@dak.de! Wir freuen uns, von dir zu hören.

Autor(in)

Journalistin für Medizin und Gesundheitsthemen

Qualitätssicherung

DAK Fachbereich

Quellenangaben

Aktualisiert am:
040 325 325 555

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