Direkt zum Inhalt

Vorzeitiger Samenerguss

Symbolbild vorzeitiger Samenerguss

Ein Orgasmus ist eine schöne Sache. Allerdings: wenn er zu früh kommt, kann er auch belasten. Du kennst das? Kein Wunder, denn dieses „zu früh kommen“ ist überhaupt nicht ungewöhnlich und passiert vielen, ob nun ab und zu oder auch häufiger – zum Beispiel, weil die Erregung einfach zu groß ist.

Man spricht dann von einem vorzeitigen Samenerguss, wenn der Mann gegen seinen Willen bereits vor oder kurz nach dem Eindringen zum Höhepunkt kommt. Manche Jungen und Männer leiden dauerhaft unter diesem Phänomen und seinen Folgen – nicht zuletzt den Problemen, die dadurch in der Beziehung entstehen können.

Zum Glück gibt es jedoch ein paar Tricks, die wirklich helfen. Und bei hartnäckigen Problemen kann auch die Medizin inzwischen viel tun. Erfahre hier, wie es zu einem vorzeitigen Samenerguss kommen kann, was dagegen hilft und wann du eventuell zu einem Arzt oder einer Ärztin gehen solltest.

Wie kommt es zu einem vorzeitigen Samenerguss?

Wenn wir sexuell erregt werden, passieren bei uns in Kopf und Körper ziemlich widersprüchliche Dinge gleichzeitig. Sind wir einmal sexuell „angeknipst“, steigert sich die Erregung immer weiter und wir treiben, wie von einem großen Sog angezogen, Richtung Höhepunkt. Gleichzeitig möchten wir den Zustand der Erregung möglichst lang erhalten. Und genau das klappt beim vorzeitigen Samenerguss irgendwie so gar nicht!

Um besser zu beschreiben, was passiert, während wir Sex haben, unterteilen Wissenschaftler die sexuelle Erregung in drei Stadien:

  • In der Erregungsphase baut sich die sexuelle Spannung auf und wir werden sexuell aktiviert
  • In der Plateauphase erleben wir die sexuelle Erregung aktiv und bewusst  
  • In der Orgasmusphase kommt es dann zum sogenannten „point of no return“. Das bedeutet: wir können den Übergang von der Plateauphase in die nächste Stufe nicht mehr abbremsen und der Höhepunkt – beim Mann gehört die Ejakulation dazu – überkommt uns.

Beim vorzeitigen Samenerguss fehlt also vor allem die Plateauphase – oder sie schrumpft auf einige wenige Sekunden zusammen. Zu wenig Zeit, um unsere Erregung auskosten und die Nähe gemeinsam mit unserer Partnerin oder unserem Partner genießen zu können. Schon klar, dass das frustrierend sein kann!

Umso wichtiger, dass deine Partnerin oder dein Partner verständnisvoll reagiert. Denn Druck ist hier überhaupt nicht förderlich. Mach dich also auf keinen Fall verrückt, sondern sprich einfach aus, was du denkst und fühlst. Vermutlich wirst du viel Verständnis finden – und ihr entdeckt schon bald andere Wege, weiter gemeinsam Spaß zu haben.


Was ist ein Orgasmus?

Der Orgasmus ist der Höhepunkt beim Sex. Bei Jungs und Männern schüttet der Körper auf dem Weg zum Höhepunkt jede Menge von dem Sexualhormon Testosteron aus – und das Erleben des Orgasmus ist in der Regel mit einem Samenerguss verbunden. Nebenhoden, Samenleiter und die Prostata ziehen sich dafür mehrmals zusammen und entspannen sich wieder. Dabei wird das Ejakulat mit einer Geschwindigkeit von etwa 17 km/h aus dem Penis geschleudert. Und auf das Gefühl der größten Anspannung folgt nach einigen Sekunden der Gefühlsexplosion die totale Entspannung. Hier findest du weitere Infos rund um den Orgasmus.

Vorzeigtiger Samenerguss – was tun?

Um einen vorzeitigen Samenerguss zukünftig häufiger auszubremsen, kannst du mit bestimmten Techniken experimentieren. Die funktionieren allerdings nur, wenn du keine gesundheitlichen Probleme hast, die dahinterstecken könnten. Klär das lieber ab, wenn du schon mehrere Monate lang unter dem Problem leidest und sexuelle Unerfahrenheit als Grund ausschließen kannst. Welche Ursachen es im Einzelnen gibt, liest du am besten weiter unten nach.

Falls du nur wenig Erfahrung hast, könnten dir die folgenden Tipps helfen, die Plateauphase erfolgreich zu verlängern – und so einen vorzeitigen Samenerguss zu verhindern. 

Orgasmus hinauszögern – so geht’s

  • Die Stopp-und-Start-Technik: Lege bewusst eine kurze Pause ein, wenn du merkst, dass du dich dem Höhepunkt näherst. Das kannst du gut beim Masturbieren üben. Beobachte, wie deine Erregungskurve langsam wieder abflacht und du dir Stück für Stück etwas Kontrolle über deine Lust erarbeitest. So lernst du dich und deinen Körper mit der Zeit besser kennen. Wenn du mit deiner Partnerin oder deinem Partner zusammen bist, füllst du die Pause einfach mit anderen Zärtlichkeiten und dann setzt ihr erneut ein. Dieses Verfahren kann man mehrfach wiederholen und so den Höhepunkt hinauszögern.
  • Die Zeitlupen-Technik: Langsame und sanftere Bewegungen helfen dir dabei, die Erregungskurve langsamer aufzubauen und länger durchzuhalten. Auch so lernst du, deine Erregung besser zu kontrollieren – außerdem kannst du dich so intensiv auf dein Gegenüber einlassen.
  • Die Squeeze-Technik: Wenn du beim Geschlechtsverkehr merkst, dass der Point-of-no-return naht, kannst du kurz deinen Penis herausziehen und sanft (!) auf deine Eichel drücken. Auch mit diesem Trick sinkt dein Erregungslevel und verhindert erst einmal den Orgasmus.
  • Verwende ein Kondom: Kondome schützen nicht nur vor Schwangerschaft und ansteckenden sexuellen Krankheiten. Sie helfen dir auch, beim Sex länger durchzuhalten, weil deine Nerven beim Sex etwas weniger gereizt werden. Das gilt besonders dann, wenn dein Penis sehr empfindlich ist.

Welche Ursachen kann ein vorzeitiger Samenerguss haben?

Wenn du trotz Übung immer wieder zu schnell kommst und nichts richtig gut dagegen hilft, kann das unterschiedliche Ursachen haben. Auch wenn die Forschung zu dem Thema vorzeitiger Samenerguss noch sehr am Anfang steht und die Aufzählung hier sicher nicht vollständig ist, zählen dazu:

Psychische Ursachen wie 

  • sexueller Leistungsdruck und Versagensängste
  • Stress
  • Partnerschaftsprobleme
  • bestimmte tieferliegende psychische Ursachen (wie zum Beispiel soziale Phobien).

Biologische Ursachen wie

  • ein physisch überempfindlicher Penis, insbesondere die Eichel

Welche Behandlungen helfen gegen vorzeitigen Samenerguss?

Sind die Ursachen bei dir eher im psychischen Bereich angesiedelt, könnten dir zum Beispiel Verhaltenstherapie, Entspannungstechniken und Meditation helfen. Als Medikamente zum Einnehmen sind Mittel aus der Gruppe der selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) zugelassen.

Sie werden normalerweise gegen Depressionen eingesetzt, helfen aber auch, die Zeit bis zum Samenerguss zu verlängern. Diese Tabletten sind verschreibungspflichtig und du solltest sie natürlich nur in Rücksprache mit deinem behandelnden Arzt einnehmen.

Auch pflanzliche Beruhigungsmittel wie Johanneskraut können, nach Erfahrungsberichten Betroffener, einen positiven Effekt zeigen. Wissenschaftliche Studien dazu gibt es allerdings bisher kaum. Das gilt auch für die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln wie Zink oder Magnesium. 

Erwiesen ist dagegen die Wirksamkeit von betäubenden Salben, Gels und Sprays, die Männer mit einer Überempfindlichkeit wenige Minuten vor dem Sex auf ihren Penis auftragen können. Sie enthalten Wirkstoffe wie Lidocain oder Prilocain und sorgen dafür, dass sich der Orgasmus drei bis sechs Minuten hinauszögern lässt. Beachte allerdings, dass diese Mittel auch auf der Schleimhaut deiner Partnerin oder deines Partners betäubend wirken. Nebenwirkungen wie Taubheitsgefühle und Brennen sind auch für beide Sexualpartner möglich. Auch hier bietet sich die Nutzung eines Kondoms als zusätzlichen Schutz an.

Welcher Arzt hilft bei vorzeitigem Samenerguss?

Wenn du dir ärztliche Hilfe holen möchtest, um dein Problem mit vorzeitigem Samenerguss zu lösen, wende dich am besten an deine Hausarztpraxis oder eine urologische Facharztpraxis. Falls die Gründe bei dir vor allem psychischer Natur sind, wird deine behandelnde Ärztin oder dein Arzt außerdem einen Psychotherapeuten oder eine Psychiaterin mit einbeziehen.

Die wichtigsten Fragen zum vorzeitigen Samenerguss

Ist vorzeitiger Samenerguss eine Krankheit?

Der vorzeitige Samenerguss ist keine Krankheit, aber eine sogenannte sexuelle Funktionsstörung. Die Feststellung dieser Störung hat eine stark subjektive Komponente. Das bedeutet: Nur wenn Du längerfristig, also länger als sechs Monate, und dauerhaft darunter leidest und es auch selbst persönlich als Problem und Belastung wahrnimmst, liegt auch für deine behandelnden Ärzte eine sexuelle Funktionsstörung vor, die behandlungsbedürftig ist.

Woher kommt ein vorzeitiger Orgasmus?

Ein vorzeitiger Orgasmus kann viele Gründe haben: Unerfahrenheit, zu große Erregung, Nervosität oder Stress. Es kann aber auch sein, dass die Eichel des Mannes zu empfindsam ist und den vorzeitigen Höhepunkt auslöst.

Wie viele Männer haben vorzeitigen Samenerguss?

Auch wenn viele nicht gern darüber sprechen: Das Phänomen „vorzeitiger Samenerguss“ kennt fast jeder Mann. Im Sinne einer sexuellen Funktionsstörung, die Medizin spricht hier von „ejaculatio praecox“, sind schätzungsweise vier Prozent aller Männer von sehr frühem Samenerguss betroffen.

Ist vorzeitiger Samenerguss eine Erektionsstörung?

Nein, ein vorzeitiger Samenerguss ist keine Erektionsstörung. Allerdings können beide Probleme in Kombination auftreten, in diesem Fall ist in der Regel die Erektionsstörung der Auslöser für die Neigung zu vorzeitigem Samenerguss.

Quellenangaben

Aktualisiert am:
040 325 325 555

Rund um die Uhr und zum Ortstarif