Hodenmythen: Was schadet der Fruchtbarkeit?
Welche Aufgaben haben die Hoden
Die Hoden haben neben der Spermienproduktion aber noch eine zweite Aufgabe. Sie stellen das männliche Geschlechtshormon Testosteron her. Das ist zum Beispiel für den Stimmbruch, den Bartwuchs und überhaupt das gesamte Haarwachstum zuständig. An dieser Stelle können wir auch schon den ersten Mythos entzaubern. Viele glauben ja, dass große Hoden männlicher sind als kleine. Das stimmt nicht. Die Größe der Hoden hat überhaupt nichts mit der Menge an Testosteron zu tun, die produziert werden. Wie es mit den restlichen Mythen rund um die männlichen Kronjuwelen aussieht, erfährst du im Folgenden!
Mythos Nr. 1 – Ein Schlag oder Tritt in die Hoden macht unfruchtbar
Ob beim Sport, beim Rangeln oder einfach durch ein blödes Missgeschick – ein Schlag oder Tritt in die „Weichteile“ tut echt weh. Hoden sind extrem schmerzempfindlich. Aber sie sind auch hart im Nehmen. Stell sie dir wie einen Boxer vor, der nach einem harten Treffer zu Boden geht, aber anschließend immer wieder aufsteht.
Bislang gibt es keine Studie, die belegt, dass ein „Tritt in die Eier“ unfruchtbar macht. Falls es dich beruhigt – zahlreiche Fußballstars haben schon einen Ball in die Bälle oder einen Tritt unter die Latte bekommen und sind anschließend trotzdem glückliche Väter geworden. Also, wenn deine Hoden einmal unfreiwillig als Knautschzone dienen, wirst du davon NICHT unfruchtbar.
Mythos Nr. 2 – Enge Hosen vermindern die Fruchtbarkeit
Mythos Nr. 3 – Fahrradfahren schadet der Fruchtbarkeit
Fahrradfahren macht nicht nur Spaß, die Bewegung tut auch gut. Aber hat Fahrradfahren bei Männern einen Einfluss auf die Fruchtbarkeit oder gar die Potenz? Grundlegend gilt – keine Panik. Auch professionelle Radrennfahrer haben Kinder. Trotzdem, auch die Profis kennen das Problem: Wer lange Zeit radelt, kann durchaus ein taubes Gefühl in den Hoden und im Bereich drum herum bekommen. Das vergeht aber auch wieder. Wenn du die Zeit bis zum Taubheitsgefühl hinauszögern willst (ganz verhindern lässt es sich bei langen Fahrten nicht), besorg dir einen neuen, an dich angepassten Fahrradsattel. Der Grund für das Taubheitsgefühl ist, dass beim Radfahren rund 70 Prozent deines Gewichts auf dem Bereich um den Damm herum liegen.
Es gibt noch eine weitere Sache, die im Zusammenhang zwischen Radfahren und deinem Unterleib zu erwähnen ist: Männern im fortgeschrittenen Erwachsenenalter wird empfohlen, sich regelmäßig auf Erkrankungen der Prostata untersuchen zu lassen. Eine Vorsorgemaßnahme zur Früherkennung von Prostatakrebs ist der PSA-Test, bei dem der Wert des prostataspezifischen Antigens (PSA) gemessen wird. Ist er erhöht, kann das auf Prostatakrebs hindeuten. Laut Professor Sigmund Pomer, einem Urologen aus Heidelberg, kann das PSA aber auch durch den Druck beim Radfahren freigesetzt werden. Das macht es schwierig, beim PSA-Test ein zuverlässiges Untersuchungsergebnis zu erhalten. Aber auch hier können du und deine Geschlechtsgenossen einfache Maßnahmen ergreifen. Falls eine solche Untersuchung ansteht, fahrt davor einfach ein paar Tage nicht mit dem Fahrrad.
Mythos Nr. 4 – Handystrahlung schadet den Hoden
Kann das Herumtragen des Handys in der Hosentasche dazu führen, dass die Hoden Schaden nehmen oder du unfruchtbar oder impotent wirst? Zum Thema „Einfluss von hochfrequenten elektromagnetischen Feldern auf die Hoden“ wurden in Deutschland und auf der ganzen Welt Studien durchgeführt. Das Ergebnis: Werden die Grenzen und technischen Normen bei den Mobiltelefonen eingehalten, gibt es keinen schädlichen Einfluss auf Hoden oder Samenzellen. Zumindest wurde bis heute keiner nachgewiesen. Aber eine feststehende und wissenschaftlich untermauerte Meinung dazu gibt es in der Fachwelt noch nicht. Die wichtigsten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf diesem Gebiet empfehlen weitere Untersuchungen, um hier abschließend Klarheit zu bekommen.
Was beeinflusst die Hoden noch?
Exkurs: Mythen rund um vegane und vegetarische Ernährung
„Wer kein Fleisch isst, ist mit höherer Wahrscheinlichkeit unfruchtbar.“ Dieses Vorurteil hält sich seit 2014 hartnäckig. Damals gab es eine Studie, in der bei Vegetariern und Veganern gleichermaßen eine schlechtere Spermienqualität nachgewiesen wurde. Den Grund dafür nannte die Studie auch gleich: Weil Vegetarier und Veganer vermehrt auf Sojaprodukte setzen würden, und diese ähnliche Stoffe wie das weibliche Hormon Östrogen enthielten, sei ihre Fruchtbarkeit geringer.
Nimmt man die Ergebnisse dieser einen Studie, dann stimmt das Gerücht, dass Veganer und Vegetarier weniger zeugungsfähig sind als Fleischesser. Das Problem ist: Die Studie wurde bislang nicht wiederholt und damit unabhängig bestätigt. Wir können an dieser Stelle also nicht eindeutig klären, ob du als Vegetarier oder Fleischesser besseres Sperma hast oder ob dieses spezielle Essverhalten überhaupt einen Einfluss darauf hat.
Hodenschmerzen? Ab zum Arzt
J2: VORSORGEUNTERSUCHUNG
Bei der J2 (zwischen 16 und 17 Jahren) handelt es sich um eine einmalige Vorsorgeuntersuchung. Es geht um Früherkennung körperlicher Probleme sowie Sexualitätsstörungen. Die J2 ist eine freiwillige Mehrleistung der DAK-Gesundheit. MEHR INFOSPS: Ab 20 Jahren können junge Frauen einmal im Jahr zur Vorsorgeuntersuchung, auch wegen Früherkennung möglicher Krebserkrankungen.
Fazit:
Eines ist dagegen sicher: Wenn du über einen längeren Zeitraum Hodenschmerzen hast, dann geh bitte so schnell es geht zum Arzt oder zur Ärztin deines Vertrauens.
Hast du weitere Fragen, Themenwünsche oder etwas anderes auf dem Herzen? Dann schreib uns: doktorsex@dak.de! Wir freuen uns, von dir zu hören.
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