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Vasektomie ­– das solltest du über die Sterilisation des Mannes wissen

Volker Wittkamp erklärt die Vasektomie

Für Männer gibt es aktuell zwei Verhütungsmethoden – das Kondom und die Vasektomie. Das Kondom ist eine temporäre, die Vasektomie hingegen eine dauerhafte Verhütungsmöglichkeit. Dabei werden deine Samenleiter durchtrennt. Das Ergebnis: Es gelangen keine Spermien mehr in die Samenflüssigkeit und du kannst keine Kinder mehr zeugen. Hier erfährst du alles, was du über die Sterilisation des Mannes wissen solltest.

Was ist eine Vasektomie?

Bei einer Vasektomie handelt es sich um einen kleinen chirurgischen Eingriff, bei dem die Samenleiter durchtrennt werden. Ein anderer Begriff dafür ist Sterilisation. Die Operation wird ambulant durchgeführt. Das bedeutet, dass sie in einer Klinik, einem Krankenhaus oder auch einer Arztpraxis stattfindet und du anschließend nicht dort übernachtest. Du wirst nach der postoperativen Nachsorge noch am selben Tag nach Hause entlassen.

Das Ergebnis einer Vasektomie ist die Unfruchtbarkeit. Deshalb lautet das Stichwort hier auch „abgeschlossene Familienplanung“. Eine Sterilisation kommt für Männer infrage, die sicher sind, dass sie keine Kinder (mehr) haben wollen. Nach einer kurzen Übergangsphase nach dem Eingriff müssen sich Paare, die in einer monogamen Beziehung leben, keine Gedanken mehr über Kondome, die Pille oder andere Verhütungsmittel wie die Spirale machen.

Die Kosten für eine Vasektomie liegen je nach Anbieter zwischen 300 und 500 Euro. Zwischen 30.000 und 50.000 Männer entscheiden sich in Deutschland jedes Jahr für diese Form der Empfängnisverhütung. Andere schrecken vor einer Sterilisation zurück, auch wenn sie sich gegen weiteren Nachwuchs entschieden haben. Der Grund: Viele Männer setzen eine Vasektomie mit einer Kastration gleich.

Eine Vasektomie ist keine Kastration

Während bei einer Vasektomie lediglich die Samenleiter durchtrennt werden und sonst alles „in Funktion“ bleibt, werden bei einer Kastration die Hoden entfernt. Das hat einen erheblichen Einfluss auf den männlichen Hormonhaushalt. Eine Kastration wirkt sich in der Regel auf das ganze Wesen des Betroffenen aus. Eine Vasektomie hat außer der Unfruchtbarkeit keine signifikanten Neben- oder Folgewirkungen.

Im Gegensatz dazu können bei einer Kastration im Anschluss Symptome wie Antriebslosigkeit, Verlust der Libido, Veränderung der Behaarung sowie Fettleibigkeit auftreten. In Deutschland werden Kastrationen nur dann durchgeführt, wenn der Betroffene dies ausdrücklich wünscht. Eine erzwungene Kastration ist hierzulande verboten.

Wie läuft die Sterilisation des Mannes ab?

Der erste Schritt ist der Gang zu einem Arzt oder einer Ärztin. Hier bekommst du alle notwendigen Informationen über die Vorbereitung, den Ablauf und vor allem die Folgen einer Sterilisation.

Beim Vorgespräch werden auch potenzielle Vorerkrankungen und andere Beschwerden abgeklärt, die für den Eingriff relevant sind. Wenn alles klar ist, kann die Operation ambulant durchgeführt werden. Das passiert beispielsweise in einem Krankenhaus, einem urologischen Zentrum oder auch einer urologischen Praxis. Wenn es so weit ist, bekommst du eine Betäubung. Sie wirkt lokal, das heißt, du spürst nur im Intimbereich nichts. Teile dem Arzt oder der Ärztin mit, wenn dir eine Vollnarkose lieber ist.

Eine Vasektomie gilt als unkomplizierter und schneller Eingriff. In der Regel dauert eine ambulante Sterilisation zwischen 15 und 30 Minuten.

Der Arzt oder die Ärztin kann aus zwei Verfahren wählen, um an die beiden Samenleiter in deinem Hodensack heranzukommen. Das ist zum einen die klassische Vasektomie und zum anderen die Non-Scalpel-Vasektomie. Bei der klassischen Variante werden die Samenleiter mit einem Skalpell und zwei kleinen Schnitten in den Hodensack freigelegt. Wählt dein Arzt oder deine Ärztin die Non-Scalpel-Variante, wird deine Hodensackhaut lediglich etwas durchpiekst und leicht und sanft gespreizt.

Egal, wie die Ärzte und Ärztinnen an die Samenleiter herankommen: Wenn sie freiliegen, werden sie durchtrennt. Dann werden sie abgebunden, verödet oder mittels eines Clips aus Titan verschlossen. Die Chirurgen und Chirurginnen verlegen die Enden in deinem Hodensack in unterschiedliche Gewebeschichten. Das verhindert, dass sie wieder zusammenwachsen und du wieder zeugungsfähig wirst. Das würde aber ohnehin nur sehr, sehr selten passieren.

Am Ende der Prozedur wird die Haut deines Hodensacks wieder verschlossen. Dazu nähen die Ärzte und Ärztinnen die offene Stelle mit einem selbstauflösenden Faden wieder zu. Oft sind die Wunden so klein, dass sogar ein Pflaster ausreicht.

Wie sicher ist eine Vasektomie?

Damit meinen wir nicht die Verhütungssicherheit, sondern den Eingriff selbst. Allgemein gesagt, ist die Vasektomie ein Eingriff, bei dem kaum bis keine Risiken bestehen. Bei rund zwei Prozent der Männer treten nach dem Eingriff leichte Blutergüsse oder ein Druckgefühl auf. Meist verschwinden diese Beschwerden aber problemlos oder lassen sich leicht behandeln.

Viele Männer scheuen sich vor einer Vasektomie, weil sie gehört haben, dass nach dem Eingriff eine sichtbare Narbe zurückbleibt. Hier können wir eine kleine Entwarnung geben: Die Narbe, die bei dem Eingriff entsteht, ist meist minimal bis fast nicht zu erkennen.

Hast du weitere Fragen, Themenwünsche oder etwas anderes auf dem Herzen? Dann schreib uns: doktorsex@dak.de! Wir freuen uns, von dir zu hören.

Vasektomie – was sind die Vor- und Nachteile?

  • Eine Vasektomie hat verschiedene Vorteile:
  • Sie ist komplikationsarm
  • Sie hat keinen Einfluss auf deinen Hormonhaushalt
  • Sie beeinflusst deine Potenzfähigkeit nicht
  • Sie kann (unter Umständen) rückgängig gemacht werden

Aber eine Vasektomie kann auch Nachteile haben:

  • Potenzielle psychische Belastungen (Der Aberglaube, kastriert oder kein „ganzer“ Mann mehr zu sein. Beides ist falsch)
  • Chronische Dauerschmerzen sind nicht ausgeschlossen (Bei ca. 1 – 5 Prozent der Männer)
  • Kein Schutz vor Geschlechtskrankheiten


Vor allem der letzte Punkt ist ein Grund, warum viele Männer Kondome einer Vasektomie vorziehen. Zu den Geschlechtskrankheiten oder auch sexuell übertragbaren Infektionen (STI) gehören Chlamydia Trachomatis, Hepatitis B und C, HIV oder auch Gonorrhoe. Ein Kondom schützt nicht nur vor einer ungewollten Schwangerschaft, sondern auch vor der Ansteckung mit diesen Krankheiten. Nach einer Vasektomie kannst du zwar keine Kinder mehr zeugen, die Operation schützt dich aber nicht vor STIs. Wenn du hier auf Nummer sicher gehen willst, praktiziere weiterhin Safer Sex mit einem Kondom. In monogamen Partnerschaften reicht eine Vasektomie meistens aus. Ein vorheriger Test ist dennoch empfehlenswert.

Wie sieht mein Ejakulat nach der Vasektomie aus?

Dein Ejakulat als sterilisierter Mann enthält lediglich keine Spermien mehr. Diese bilden ohnehin nur ein bis maximal zwei Prozent des Volumens eines Samenergusses. Der Rest stammt aus der Prostata. Nach dem Eingriff bleibt dein Ejakulat also in Sachen Aussehen, Geruch oder auch Menge unverändert.

Wie oft muss man nach einer Sterilisation ejakulieren, um unfruchtbar zu sein?

Der Schnitt ist gemacht, die Samenleiter sind durchtrennt. Was nun? Kannst du sofort ohne Kondom mit deiner Partnerin schlafen, ohne dass diese schwanger werden kann? Nein, das geht nicht. In den Tagen und Wochen nach der Sterilisation können sich noch fruchtbare Schwimmer – also Spermien – in deinem Ejakulat befinden.

Wir raten dir dazu, nach der OP rund 20-mal zu ejakulieren, bis auch wirklich das letzte Spermium hinausbefördert wurde. Zudem halten Expertinnen und Experten es für sinnvoll, dass du nach der OP so lange mit einem Kondom verhütest, bis bei den Nachuntersuchungen keine Spermien mehr in deinem Ejakulat gefunden werden.

Kann man eine Vasektomie wieder rückgängig machen?

Jein! Ja, weil die durchtrennten Samenleiter meistens wieder miteinander verbunden werden können. Diese sehr aufwendige Operation wird Vasovasostomie genannt. Dabei handelt es sich um einen mikrochirurgischen Eingriff, bei dem die Samenleiter wieder verbunden und ihre ehemalige Funktion wiederhergestellt wird. Nein, weil kein durchführender Arzt oder keine durchführende Ärztin im Vorfeld eine Garantie abgeben kann, dass du nach der OP wieder Kinder zeugen kannst.

Du solltest dir eine Vasektomie also gut überlegen. Die Deutsche Gesellschaft für Urologie rät Männern unter 30 Jahren, die in keiner festen Partnerschaft leben und noch keine Kinder haben, sogar von einer Vasektomie ab. Ein Kondom kannst du leicht abstreifen, eine Vasektomie hingegen ist in der Regel endgültig – das Rückgängigmachen ist zwar möglich, aber sehr aufwendig.

Fazit:

Eine Vasektomie gilt als die sicherste Methode der Empfängnisverhütung für den Mann. Der Eingriff erfolgt in der Regel ambulant und ist mit wenig Aufwand und wenig Risiken verbunden. Aber denk dran: Eine Vasektomie schützt nicht vor sexuell übertragbaren Krankheiten. Hier sind Kondome nach wie vor die beste Option.

Überleg dir gut, ob deine Familienplanung abgeschlossen ist, bevor du dich für eine Vasektomie entscheidest. Bei jungen Männern raten Ärzte ohnehin davon ab. Es gibt zwar die Möglichkeit einer Refertilisierung, aber die ist nicht immer von Erfolg gekrönt. Expertinnen und Experten raten dir, vor der OP die Vor- und Nachteile mit deiner medizinischen Vertrauensperson zu besprechen. Eine weitere Person, die du einbeziehen solltest, ist deine Partnerin. Diskutiert gemeinsam, welche Verhütungsmethode für euch die beste ist.

Hast du weitere Fragen, Themenwünsche oder etwas anderes auf dem Herzen? Dann schreib uns: doktorsex@dak.de! Wir freuen uns, von dir zu hören.

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