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Kiel, 5. Oktober 2022. In der Corona-Pandemie zeigen sich weiter Gesundheitsfolgen für Kinder und Jugendliche in Schleswig-Holstein. Vor allem Mädchen im Alter zwischen 15 und 17 Jahren sind betroffen. Sie leiden im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit deutlich häufiger unter Depressionen, Angststörungen und Adipositas. Das ist das Ergebnis des Kinder- und Jugendreports der DAK-Gesundheit für Schleswig-Holstein. Für die repräsentative Analyse wurden ambulante und stationäre Behandlungsdaten von 42.000 Kindern und Jugendlichen wissenschaftlich untersucht und mit der Situation vor der Pandemie verglichen. Danach gingen Arztbesuche, Krankenhausaufenthalte und Arzneimittelverschreibungen in 2021 insgesamt weiter zurück. DAK-Landeschef Lubinski warnt vor Langzeitfolgen.
Für den Kinder- und Jugendreport untersuchten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von Vandage und der Universität Bielefeld Abrechnungsdaten von rund 42.000 Kindern und Jugendlichen aus Schleswig-Holstein bis 17 Jahren, die bei der DAK-Gesundheit versichert sind. Analysiert wurden die Jahre 2018 bis 2021. Beispielsweise flossen 2021 199.000 Arzneimittelverschreibungen, 196.000 Arztbesuche und 5.000 Krankenhausaufenthalte in die Analyse ein.
DAK-Landeschef Lubinski: Kinder nicht allein lassen
„Besorgniserregend sind die steigenden Zahlen erstmalig diagnostizierter Depressionen bei jugendlichen Mädchen“, sagt Cord-Eric Lubinski, Landeschef der DAK-Gesundheit in Schleswig-Holstein. „Wir dürfen die betroffenen Kinder und ihre Eltern mit den Problemen nicht allein lassen. Gemeinsam müssen Politik und Fachleute aus allen beteiligten Bereichen die Folgen der Pandemie kurzfristig bewerten und Sofortprogramme und Hilfsangebote starten. Wichtig sind offene Schulen im nahenden Corona-Winter. Und auch die Aufrechterhaltung von halt gebenden Alltagsstrukturen, wie beispielsweise Sportvereinen und Einrichtungen der offenen Kinder- und Jugendarbeit. Kinder brauchen einen sicheren Raum, um sich selbstbestimmt und gesund zu entwickeln. Denn meines Erachtens sehen wir hier nur die Spitze des Eisbergs.“
Anstieg psychischer Erkrankungen bei Jugendlichen
Die Daten des Kinder- und Jugendreports Schleswig-Holstein zeigen, dass vor allem bei Jugendlichen im Alter zwischen 15 und 17 Jahren die Neuerkrankungsraten bei psychischen Erkrankungen zunehmen. So wurden beispielsweise 2021 im Vergleich zu 2019 fast zwei Drittel mehr Teenager aufgrund einer Angststörung (plus 59 Prozent) oder mit depressiven Episoden (plus 25 Prozent) ärztlich versorgt. Einen deutlicheren Anstieg gab es bei jugendlichen Mädchen: Etwa ein Drittel mehr Mädchen im Alter zwischen 15 und 17 Jahren wurden mit einer Depression (plus 38 Prozent) und mehr als zwei Drittel mit Angststörung (plus 69 Prozent) behandelt. Besonders auffällig: Jugendliche Mädchen mit Depressionen wurden verstärkt mit Medikamenten behandelt. Die Verordnung von Antidepressiva legte um zwei Prozentpunkte zu (Steigerung von 18 Prozent).
Große Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen
Mädchen und Jungen leiden unterschiedlich unter den Auswirkungen der Pandemie und den damit verbundenen Maßnahmen. Das zeigt ein Blick in die Altersgruppe der 10- bis 14-Jährigen: Hier stiegen die Behandlungen aufgrund einer Angststörung bei Mädchen um ein Prozent, während bei den Jungen ein Rückgang festzustellen ist (sieben Prozent). Ebenfalls deutlich ist der Geschlechtsunterschied auch bei Depressionen in der Altersklasse 15-17 Jahre): Während 38 Prozent mehr Mädchen 2021 erstmalig aufgrund einer Depression behandelt wurden, war bei den Jungen ein Rückgang von 34 Prozent zu verzeichnen.
Adipositas-Anstieg bei Grundschülern und älteren Mädchen
In der Altersgruppe der 5-9-Jährigen stiegen die Adipositas-Zahlen insgesamt an: Im Vergleich zum Vor-Pandemiezeitraum erhielten 35 Prozent mehr Grundschulkinder 2021 die Diagnose Adipositas. Dabei fällt die Zunahme bei den Mädchen (42 Prozent) deutlich stärker aus als bei Jungen (29 Prozent). In der Altersklasse der 15- bis 17-Jährigen ist der Unterschied zwischen Jungen und Mädchen noch deutlicher: So nahmen 2021 die Neuerkrankungen bei den 15- bis 17-jährigen männlichen Jugendlichen im Vergleich zu 2019 nur um ein Prozent zu, während es bei den Mädchen ein Anstieg von einem Fünftel (plus 21 Prozent) gab.
Weniger Krankenhausaufenthalte und Medikamente
Im zweiten Corona-Jahr kamen insgesamt weniger Kinder und Jugendliche in Schleswig-Holsteins Krankenhäuser als vor der Pandemie. So gingen 2021 Krankenhausaufenthalte um 20 Prozent im Vergleich zu 2019 zurück. Die Anzahl der Arztbesuche blieb konstant. Besonders groß fielen die Rückgänge bei Infektionskrankheiten (minus 20 Prozent) und Muskuloskelettale Erkrankungen (minus 14 Prozent) aus. 2021 bekamen auch zehn Prozent weniger Kinder- und Jugendliche Arzneimittel als in der Vor-Corona-Zeit verschrieben. Die Zahl der verordneten Antibiotika sank um 42 Prozent, die der Reserveantibiotika sogar um 48 Prozent.
Die DAK-Gesundheit ist mit 5,5 Millionen Versicherten, davon rund 240.000 in Schleswig-Holstein, die drittgrößte Krankenkasse Deutschlands und engagiert sich besonders für Kinder- und Jugendgesundheit.