Der Login steht zurzeit nicht zur Verfügung.
Potsdam, 25. März 2022. Die Ausfalltage wegen psychischer Erkrankungen haben während der Pandemie in Brandenburg einen neuen Höchststand erreicht. Das Niveau lag mit 314 Fehltagen je 100 Versicherte um 53 Prozent über dem von vor zehn Jahren. Damit liegen die Zahlen hierzulande auch 2021 deutlich über dem Bundesdurchschnitt (rund 276 Fehltage). Ein psychischer Krankschreibungsfall dauerte im vergangenen Jahr durchschnittlich 34,2 Tage. Das geht aus dem aktuellen Psychreport der DAK-Gesundheit hervor mit einer Datenauswertung des IGES Instituts für 110.000 DAK-versicherte Erwerbstätige in Brandenburg.
„Unser Report zeigt, dass viele Menschen mit psychischen Erkrankungen extrem unter den anhaltenden Belastungen der Pandemie leiden“, sagt Anke Grubitz, Leiterin der DAK-Landesvertretung in Brandenburg. „Jeder Mensch kann psychisch so aus dem Gleichgewicht geraten, dass er seine Arbeit nicht mehr bewältigen kann. Wir werben für einen offeneren Umgang mit psychischen Belastungen, gerade in stark belasteten Branchen. Die Veröffentlichung unseres Psychreports ist ein wichtiger Schritt dabei.“
Höchster Anstieg bei erwerbstätigen Männern zwischen 30 und 34 Jahren
Zwar haben Frauen in der Arbeitswelt seit Jahren generell mehr Fehltage wegen psychischer Erkrankungen als Männer. 2021 waren es in Brandenburg sogar mehr als doppelt so viele. Doch die höchste Steigerungsrate bei den psychischen Fehlzeiten hatten während der Pandemie die männlichen Arbeitnehmer zwischen 30 und 34 Jahren. In dieser Altersgruppe nahmen die Ausfalltage 2021 im Vergleich zu 2019 um 44 Prozent zu. Bei den 55- bis 59-Jährigen waren es 31 Prozent. Bei den Frauen hatten die 25- bis 29-Jährigen mit 39 Prozent den deutlichsten Anstieg. Über alle Altersgruppen ist die Anzahl der Fehltage für psychische Erkrankungen in Brandenburg bei Frauen um sechs Prozent zu 2019 gestiegen. Bei Männern um zwei Prozent.
Steigende Fehlzeiten durch Ängste und Anpassungsstörungen
Die mit Abstand meisten psychischen Fehltage verursachten Depressionen (37 Prozent). An zweiter Stelle folgten mit 31 Prozent die sogenannten Anpassungsstörungen, die unter Pandemie-Bedingungen stark an Bedeutung gewonnen haben. Die Anzahl der Fehltage wegen dieser Diagnose ist seit 2019 um ein Fünftel gestiegen – auf 97 Fehltage je 100 Versicherte. Mit Anpassungsstörung ist eine Reaktion auf ein belastendes Lebensereignis, zum Beispiel einen Trauerfall, gemeint. Dies kann sich in negativen Veränderungen des Gemütszustandes oder auch in Störungen des Sozialverhaltens ausdrücken. Der höchste prozentuale Anstieg entfiel auf die sogenannten Angststörungen. Sie verursachen 2021 in Brandenburg 25 Ausfalltage je 100 Versicherte – 26 Prozent mehr als vor der Pandemie im Jahr 2019.
Deutlich erhöhte Anzahl von Psych-Fehltagen im Gesundheitswesen
Der Psychreport Brandenburg zeigt über die verschiedenen Branchen den Arbeitsausfall aufgrund psychischer Diagnosen auf. Die meisten Fehltage sind im vergangenen Jahr im Gesundheitswesen wie beispielsweise der Krankenpflege angefallen. Hier stiegen die Ausfalltage pro Kopf und Jahr auf durchschnittlich 4,6 Fehltage. Zum Vergleichsjahr 2019 ist das ein Plus von rund 25 Prozent. Überdurchschnittlich viele Psych-Fehltage haben auch Beschäftigte in der Öffentlichen Verwaltung (3,7 Tage) und im Maschinenbau (3,6 Tage). „Die Pandemie mit allen ihren Begleiterscheinungen hat auf psychische Erkrankungen wie ein Verstärker gewirkt“, sagt Grubitz. „Die Betroffenen finden schwer wieder in ihren Berufsalltag zurück.“ Das habe viel mit den besonderen Arbeitsbedingungen unter Corona zu tun, aber auch mit Stigmatisierung. Die Menschen würden in der Familie und der Arztpraxis mittlerweile offener über Depressionen oder Ängste sprechen. „Aber in vielen Firmen sind psychische Probleme weiter ein Tabu“, betont Grubitz.
Betriebliches Gesundheitsmanagement unterstützt Firmen
Die DAK-Gesundheit unterstützt mit kompetenten Partnerinstituten Arbeitgeber beim betrieblichen Gesundheitsmanagement. Im Angebot sind Beratungen, Unternehmensanalysen und vielfältige Programme, die helfen können, gesundes Arbeiten zu realisieren. So sollen Belastungen, die sich aus der Arbeit ergeben minimiert und betriebliche wie individuelle Ressourcen gestärkt werden. „Die Corona-Pandemie hat die Arbeit vieler Unternehmen auf den Kopf gestellt und damit auch das Betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM). Quasi über Nacht haben sich die Arbeitsbedingungen für viele Beschäftigte grundlegend geändert und die betriebliche Gesundheitsförderung musste darauf angepasst werden“, weiß Grubitz. „Hier sind wir mit unseren innovativen Konzepten gut aufgestellt. Wir haben sie bereits vor Corona auf die sich durch Digitalisierung, Globalisierung und Ökonomisierung verändernde Arbeitswelt ausgerichtet.“ Weitere Informationen im Netz unter: https://www.dak.de/dak/mitarbeitergesundheit-2087494.html#/
Für den Psychreport hat das Berliner IGES Institut Daten von mehr als 110.000 DAK-versicherten Beschäftigten aus Brandenburg ausgewertet. In dieser Analyse sind alle Fehlzeiten bis zum Jahr 2021 einschließlich berücksichtigt, für die eine Arbeitsunfähigkeits-Bescheinigung mit einer psychischen Diagnose an die Kasse gegangen ist.