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Magdeburg, 12. August 2021. Beschäftigte in Sachsen-Anhalt fehlten im ersten Halbjahr 2021 so wenig wie seit Jahren nicht mehr. Der Krankenstand ist landesweit im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 0,5 Prozentpunkte zurückgegangen. Er liegt jedoch mit 4,8 Prozent weiterhin über dem Bundesniveau (3,7 Prozent). Das bedeutet, dass an jedem Tag durchschnittlich 48 von 1.000 Beschäftigte in Sachsen-Anhalt krankgeschrieben waren. Hintergrund dieses niedrigen Krankenstands ist der massive Rückgang der Atemwegserkrankungen (minus 59 Prozent). Das geht aus der aktuellen Krankenstands-Analyse der DAK-Gesundheit für Sachsen-Anhalt hervor. Die Kasse sieht die geltenden Abstands- und Hygienemaßnahmen während der Pandemie als Ursache. Der Rückgang betrifft alle Berufsgruppen, zeigt sich jedoch besonders dort, wo Beschäftigte vermehrt im Homeoffice arbeiten konnten. Während Fehltage wegen Atemwegserkrankungen weniger wurden, verzeichneten Muskel-Skelett-Erkrankungen und psychische Leiden einen Anstieg. Sie gehören weiterhin zu den wichtigsten Ursachen für Krankschreibungen.
Laut Studie der DAK-Gesundheit hatten die Beschäftigten im ersten Halbjahr 2021 insgesamt rund zehn Prozent weniger Fehltage als im Vorjahreszeitraum. Besonders deutlich ist der Rückgang bei Arbeitnehmern, die während der Pandemie verstärkt im Homeoffice arbeiten konnten: So hatten Beschäftigte in Finanzdienstleistungen, Rechnungswesen und Steuerberatung sowie im Einkauf, Vertrieb und Handel durchschnittlich mehr als ein Viertel weniger Fehltage als im ersten Halbjahr 2021 (minus 27 beziehungsweise 26 Prozent). „Wir sehen, dass Homeoffice und verstärkte Hygienemaßnahmen sich positiv auf den Krankenstand ausgewirkt haben. Sie schützen nicht nur vor Corona, auch andere gewöhnliche Erkältungserreger werden seltener übertragen“, sagt Steffen Meyrich, Leiter der DAK-Landesvertretung Sachsen-Anhalt. Einen Anstieg gab es beim Krankenstand in medizinischen Berufen zu verzeichnen. Hier gab es mit rund 1032 Fehltagen je 100 Versicherten neun Prozent mehr Arbeitsausfall als noch im ersten Halbjahr 2020. „Die Beschäftigten in medizinischen Gesundheitsberufe, wie beispielsweise in der Krankenpflege und in Arztpraxen gehören zu den Branchen mit steigenden Krankenständen“, so Meyrich. „Hier ist ebenso wie in der Altenpflege dringend eine wirksame Entlastung der Beschäftigten notwendig.“
Landesweit gehen nicht nur die Ausfalltage zurück, auch die Betroffenenquote ist gesunken. Diese lag mit 33,4 Prozent rund sechs Prozentpunkte unter dem Vorjahreshalbjahr (1. Halbjahr 2020: 39 Prozent). Im Umkehrschluss bedeutet das, dass für 66,6 Prozent der Beschäftigten im ersten Halbjahr keine Arbeitsunfähigkeitsmeldung vorlag. Somit waren in diesem Zeitraum weniger Menschen krankgeschrieben als im Vorjahr.
Weniger Atemwegsinfektionen und mehr Fehltage wegen psychischer Leiden
Auf 100 DAK-versicherte Beschäftigte kamen im ersten Halbjahr dieses Jahres durchschnittlich rund 72 Fehltage wegen Atemwegserkrankungen. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ein Minus um rund 60 Prozent. (1. Halbjahr 2020: 175 Fehltage). Während im ersten Halbjahr 2020 Bronchitis und Co. noch die zweithäufigste Ursache für Krankmeldungen waren, rangieren diese aktuell nicht mehr unten den Top-3 Krankheiten, die am häufigsten zu Arbeitsunfähigkeit führen. Die meisten Fehltage wurden wegen Rückenleiden oder anderer Muskel-Skelett-Probleme verzeichnet. Mehr als ein Viertel des Arbeitsausfalls war darauf zurückzuführen (27,6 Prozent). Die Zahl der Ausfalltage stieg von 219 im ersten Halbjahr 2020 auf rund 242 in diesem Halbjahr.
Ein Sechstel (16 Prozent) des Krankenstands wurde von psychischen Erkrankungen verursacht. Sie lagen mit rund 140 Fehltagen je 100 Versicherte fünf Prozent über dem Niveau vom 1. Halbjahr 2020. „Die Pandemie mit allen ihren Begleiterscheinungen hat auf psychische Erkrankungen wie ein Verstärker gewirkt“, so Meyrich. „Was uns als Folge aus den Lockdown-Zeiten noch bevorsteht, können wir heute nur schwer abschätzen.“ Bei Lehrkräften beispielsweise an Schulen oder Hochschulen sind Depressionen und andere psychische Leiden schon jetzt die häufigste Ursache für das Fehlen im Job. Steffen Meyrich befürwortet daher Bestrebungen der Politik, für chronisch psychisch Erkrankte besondere Versorgungsformen zu fördern. „Strukturierte Behandlungsprogramme für Menschen mit Depressionen sind in Vorbereitung. Wir brauchen sie so schnell wie möglich.“
Für die Studie hat das Berliner IGES Institut Daten von rund 50.000 bei der DAK-Gesundheit versicherten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern in Sachsen-Anhalt ausgewertet. Eingegangen sind alle Fehlzeiten aus der Zeit von Januar bis einschließlich Juni 2021, für die eine Krankmeldung an die Kasse geschickt wurde.
Anteil an Fehltagen im Halbjahres-Vergleich | |
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Erstes Halbjahr 2021
| Erstes Halbjahr 2020
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