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Wie loben Eltern ihre Kinder richtig?

Vater mit seinen beiden Kindern in der Natur

Während Kinder noch vor wenigen Generationen mit einer gewissen Strenge erzogen wurden, sind wir dieser Tage der Überzeugung, Lob sei für eine positive kindliche Entwicklung weitaus besser geeignet. Dabei zeichnet sich immer mehr ab: Mit überbordendem oder unangebrachtem Lob laufen wir ebenfalls Gefahr, falsche Signale zu senden. Hier erklären wir, warum Lob durchaus ein wichtiger Grundbaustein der Erziehung ist, weshalb es – ebenso wie Kritik – nur in Maßen eingesetzt werden sollte und wie ein achtsames Loben gelingt.

Warum ist Lob so wichtig für Kinder?

Der Mensch ist ein soziales Wesen, das sich bis zu einem gewissen Grad durch die Anerkennung anderer Menschen in der Welt verortet. Für Kinder gilt das ganz besonders. Denn sie stehen in der Wahrnehmung ihrer selbst noch ganz am Anfang. Was sind meine Stärken? Was sind meine Schwächen? Was denken andere über mich? Welches Verhalten wird von mir erwartet? Das sind Fragen, die sich jedes Kind unweigerlich stellt – wenn auch unbewusst. Bei ihrer Beantwortung spielt das elterliche Lob eine wesentliche Rolle. Es bestärkt sie in ihren Fähigkeiten, motiviert sie weiterzumachen, gibt ihnen eine Richtung vor und wirkt sich positiv auf ihr Selbstwertgefühl aus. Anhand von richtig und wohldosiert eingesetztem Lob können Eltern ihren Kindern helfen, eine gefestigte Persönlichkeit zu entwickeln und damit die Basis dafür schaffen, dass sie selbstsicher, selbstbewusst, selbstständig und erfolgreich durchs Leben gehen – ohne sich Wege zu suchen, um nach Anerkennung zu lechzen.

Warum ist zu viel Kritik nicht angebracht?

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Zu viel des Lobes kann seine Wirkung allerdings auch verfehlen. Bevor wir klären, warum das so ist, wollen wir aber erst einmal aufzeigen, was allzu harsche Kritik auslösen kann. Und damit auch klären, warum das Erziehungsmodell vergangener Generationen tatsächlich überholt und nicht förderlich ist für die gesunde Entwicklung unserer Menschenkinder.  

Fangen wir mit dem Ausbleiben von Anerkennung an. Allein der Mangel an positivem Feedback kann dazu führen, dass ein Kind wenig Selbstvertrauen entwickelt. Wenn niemand merkt, zu was für tollen Dingen es fähig ist, warum sollte es dann weitermachen? Solche Verunsicherungen können sich bis ins Erwachsenenalter hinein auswirken. Wenn die Eltern dann auch noch viel kritisieren, stehen Kinder früh unter Druck und bekommen unter Umständen den Eindruck, nicht zu genügen – und das oftmals nicht nur innerhalb des Elternhauses. Und das ist der Beginn eines Teufelskreises, der sich bis ins hohe Erwachsenenalter hineinziehen kann.

Forscher der US-amerikanischen Hochschule Bingham University haben außerdem herausgefunden, dass Kinder sehr kritischer Eltern weniger Empathie zeigen. Laut einer Studie gehen sie weniger auf andere Menschen ein, weil sie davon ausgehen, sonst selbst zu viel Druck auf diese auszuüben oder zu hohe Ansprüche an sie zu stellen. Was sie am eigenen Leib erfahren haben, was sie verängstigt oder traurig gemacht hat, wollen sie anderen nicht zumuten. Diese emotionale Distanz kann sich wiederum negativ auf spätere Beziehungen auswirken und zu weiteren Unsicherheiten führen.

Was bewirkt zu viel Lob bei Kindern?

Einige werden jetzt vielleicht sagen: „Okidoki, Kritik ist blöde, dann setz ich eben voll auf Lob!“ Ganz so einfach ist das allerdings nicht. Denn mit zu viel und nicht ernst gemeintem Lob tun wir unseren Kindern auch keinen Gefallen. Die Art und Weise des Lobs hat einen großen Einfluss auf die kindliche Entwicklung. Richtiges Lob kann dabei unterstützen, zu einem selbstbewussten, neugierigen, toleranten und auch glücklichen Menschen heranzureifen, der sich ausschließlich um seiner selbst geliebt fühlt. Es gilt also, beim Formulieren den richtigen Ton zu treffen.

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Die fatalen Folgen von falschem Lob:  

  • Macht abhängig von der Meinung anderer: Wenn Kinder von ihren Eltern wegen jeder Kleinigkeit überschwänglich gelobt werden, fühlen sie sich schnell abgelehnt, sobald das Lob einmal ausbleibt. Sie neigen dazu, sich schneller von den Meinungen anderer abhängig zu machen.
  • Setzt unter Druck: Zu viel Lob fördert das Leistungsdenken bei Kindern. Wenn wir nur positiv reagieren, wenn sie etwas Tolles geschafft haben, denken Kinder, ihre Leistung sei die Voraussetzung, um geliebt zu werden. Das ist ein Holzweg.
  • Fördert Narzissmus: Wenn Eltern ihre Kinder offensiv als schlauer, schöner oder einzigartiger als andere Kinder herausstellen, kann das mit einer entsprechenden Selbstüberschätzung einhergehen.
  • Nutzt sich ab: Zu viel Lob stumpft ab. Die Folge: Echtes, ernstgemeintes Lob zeigt weniger Wirkung.
  • Schafft Misstrauen: Lob und Kritik sind genau genommen leichte Formen der Manipulation. Erwachsene reagieren schnell genervt auf übertriebenes, unehrliches Lob, warum sollten Kinder das nicht auch tun? Auch sie wollen ernst genommen werden.

Wie loben Eltern Kinder richtig?

Und wie klappt es nun mit dem Loben? Was ist die beste Dosis, die geeignetste Formulierung? Um eines vorneweg zu nehmen: Jedes Kind und jedes Elternteil ist individuell und Lob sollte immer ehrlich sein und ohne Hintergedanken.

Tipps zum richtigen Loben:

  • Aufrichtig sein: Ist dein Lob wirklich ernst gemeint oder eher ein Erziehungsmittel zum Zweck? Schon kleine Kinder haben eine gute Antenne für Unaufrichtigkeit. Versuche also, keine falschen Signale zu senden.
  • Selbstverständlichkeiten nicht andauernd loben: Schuhe anziehen oder aufs Töpfchen gehen sind beim ersten Mal echte Errungenschaften. Wenn Kinder aber einmal den Dreh raushaben, musst du sie nicht jedes Mal dafür loben. Übertriebenes oder unangebrachtes Lob führt zu Selbstüberschätzung und bewirkt ggf., dass sich dein Kind nicht mehr richtig anstrengt.
  • Präzisiere dein Lob: „Gut gemacht“ oder „Du malst aber toll“ sind zu allgemeine Formulierungen. Sag eher: „Das Pferd auf dem Bild ist dir aber gut gelungen“. Dann weiß dein Kind, welches Detail gemeint ist, kann dein Lob besser einordnen und macht schneller Fortschritte.
  • Lobe die Mühe: Lobe weniger die Intelligenz („Du bist schlau“), das Aussehen („Du bist hübsch)“ oder die Fähigkeiten deines Kindes („Du bist ja ein richtiger Künstler“), sondern vielmehr seine Bemühungen und seinen Einsatzwillen („Ich mag, wie du mit den Farben spielst“). Indem du das Verhalten und die aufgewendete Energie lobst, stärkst du sein Selbstvertrauen und hebst hervor, wie wichtig es ist, sich zum Erreichen seiner Ziele anzustrengen.
  • Freu dich mit deinem Kind: Es ist gar nicht nötig, dass du jede Handlung deines Kindes bewertest. Besser ist es, wenn du dich immer öfter mit ihm über sein Tun freust. So zeigst du ihm, dass du es siehst, ohne dabei einen Leistungsdruck aufzubauen.

Fazit:

Lob ist enorm wichtig, um ein Kind darin zu unterstützen, später mit starken Flügeln, und einer stabilen Persönlichkeit das elterliche Nest zu verlassen. Lob sollte aber nicht zu überschwänglich und stets mit Bedacht formuliert werden. Da Kinder ohnehin von Natur aus bestrebt sind, ihr Bestes zu geben, sollten wir ihnen ein gewisses Grundvertrauen vorschießen und diese Eigenschaft auch fördern, indem wir sie ermutigen und selbst vorleben, was wir uns auch von ihnen wünschen. Dabei sollte die wichtigste Grundvoraussetzung für eine gute Erziehung jederzeit gegeben sein: Dein Kind sollte sich bedingungslos geliebt, von dir gesehen und wertgeschätzt fühlen. Damit schenkst du deinem Kind ein gesundes Fundament an Selbstvertrauen, was es ihm ermöglicht, ein selbstbestimmtes, glückliches Leben zu führen.

Quellenangaben

Aktualisiert am:
040 325 325 555

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