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Für alle (Not-)fälle: Die Pille danach

Symbolbild Pille danach: Junges Paar küsst sich im Bett

Klar – wer Sex hat und (noch) kein Kind möchte, verhütet. Doch dabei können leider immer auch Pannen passieren: Kondom verrutscht, Diaphragma zu früh entfernt oder die Pille hat durch einen Magen-Darm-Infekt ihre volle Wirksamkeit verloren. Die sogenannte Pille danach kann in solchen Fällen helfen, eine Schwangerschaft zu verhindern. Hier erfährst du alles, was du über das Notfall-Medikament wissen solltest.

So wirkt die Pille danach

Wichtig vorab: Die Pille danach ist nicht gleichzusetzen mit der Abbruchpille (Wirkstoff Mifepriston). Sie bricht keine bereits vorhandene Schwangerschaft ab, sondern kann den Eisprung verhindern beziehungsweise um ein paar Tage hinauszögern, damit eine Befruchtung unwahrscheinlich wird. Hintergrund: Spermien haben in der Gebärmutter und in den Eileitern eine durchschnittliche Überlebensdauer von bis zu fünf Tagen. Wenn es in dieser Zeit zu einem Eisprung kommt, ist eine Schwangerschaft möglich. „Durch den medikamentös nach hinten verschobenen Eisprung können Eizelle und Spermium mit großer Wahrscheinlichkeit nicht mehr aufeinandertreffen“, erklärt Dr. Verena Breitenbach.

Welchen Wirkstoff enthält das Medikament?

Es gibt zwei unterschiedliche Typen der „Pille danach“: Die eine enthält den Wirkstoff Levornogestrel (LNG), das ist ein künstliches Gestagen, die andere Ulipristalacetat (UPA). UPA kann innerhalb von fünf Tagen (120 Stunden) nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr angewandt werden, LNG muss innerhalb von drei Tagen (72 Stunden) eingenommen werden. Breitenbach: „Levornogestrel ist wirksam, wenn es bis etwa zwei Tage vor dem Eisprung eingenommen wird. Die Pille mit Ulipristalacetat wirkt auch noch bis kurz vor dem Eisprung. Insofern bietet der Wirkstoff UPA eine höhere Sicherheit.“

Wie sicher wirkt die Pille danach?

Trotz des unterschiedlichen Wirk-Zeitfensters gilt für beide Typen: Nicht abwarten – je schneller nach der Verhütungspanne die Pille danach geschluckt wird, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine Schwangerschaft verhindert wird. Experten geben die Wirksamkeit zwischen 59 und 98 Prozent an – abhängig davon, wie rasch und an welchem Zyklustag sie eingenommen wird. In seltenen Fällen kann es sein, dass du die Pille danach ein zweites Mal nehmen musst. Etwa, wenn innerhalb von drei Stunden nach der Einnahme Erbrechen auftritt – oder eine erneute Verhütungspanne im gleichen Zyklus passieren sollte. „Es gibt auch bestimmte Medikamente, die die Wirksamkeit der Pille danach vermindern. Dazu gehören Mittel gegen Epilepsie, virenhemmende Medikamente oder solche mit stimmungsaufhellend wirkendem Johanniskraut bei depressiven Verstimmungen“, weiß Dr. Breitenbach. Sprich dies am besten beim Kauf der Pille danach in der Apotheke an.


Verhütung trotz Pille danach?

Wenn du die Pille danach mit Levornogestrel genommen hast und mit der Pille verhütest, solltest du diese normal weiternehmen – auch am Tag der Einnahme der Pille danach. Zusätzlich solltest du für sieben Tagen ein nichthormonelles Verhütungsmittel wie ein Kondom verwenden, da sonst für den Rest des Zyklus kein sicherer Schutz vor einer Schwangerschaft besteht. Bei der Kombination mit dem Wirkstoff Ulipristalacetat solltest du die „normale“ Verhütungspille für fünf Tage weglassen und ebenfalls zusätzlich mit einem Kondom verhüten.


Wo bekomme ich die Pille danach und wie nehme ich sie ein?

Du kannst die Pille danach in der Apotheke ohne Rezept kaufen. Dort wirst du auch zu Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten oder Nebenwirkungen beraten. Bei jungen Frauen zwischen 14 und 18 Jahren kann es vorkommen, dass einzelne Apotheken das Präparat nicht herausgeben, dann solltest du es in einer anderen Apotheke versuchen. Unter 14-jährige brauchen die Zustimmung der Eltern für den Kauf. Wenn du die Pille außerhalb der normalen Geschäfts-Öffnungszeiten brauchst, hilft die Apotheke in deiner Nähe weiter, die gerade Notdienst hat. Weitere Anlaufstellen sind deine Frauenärztin, der ärztliche Bereitschaftsdienst unter den kostenlosen Telefonnummer 116 117 oder die (frauen)-ärztliche Ambulanz eines Krankenhauses in deiner Nähe. Die Pille danach wird einmalig als Tablette mit etwas Wasser eingenommen. Um eine mögliche Übelkeit zu verhindern, macht es Sinn einen kleinen Snack, etwa eine Handvoll Nüsse oder eine Scheibe Brot, dazu zu essen.

Kostenübernahme bei Verhütungsmitteln

Unter welchen Voraussetzungen wir Verhütungsmittel bezahlen, erfahren Sie hier.

Was kostet das Medikament und wer bezahlt es?

Die Pille danach mit dem Wirkstoff LNG kostet rund 16 Euro, die UPA-Pille etwa das Doppelte (Stand Oktober 2024). Gesetzlich krankenversicherte Frauen über 22 Jahren müssen diese Kosten selbst tragen, für 18- bis 21-jährige fällt nur die normale Rezeptgebühr an und bei unter 18-jährigen übernimmt die DAK-Gesundheit die Kosten für das Medikament.

Welche Nebenwirkungen hat die Pille danach?

Mit schwerwiegenden Nebenwirkungen musst du nach der Einnahme der Pille danach nicht rechnen. Dennoch kann es zu Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen, leichten Bauchschmerzen, Brustspannen oder Schwindel kommen. Auch Zwischenblutungen, sogenannte Schmierblutungen, und Zyklusverschiebungen können vorkommen. Falls du stillen solltest und die Pille danach eingenommen hast, solltest du einige Sicherheitsvorkehrungen treffen, da die Hormone in die Muttermilch übergehen. „Bei der Einnahme der Pille danach mit dem Wirkstoff Levonorgestrel sollten Frauen eine Stillpause von mindestens acht Stunden einhalten, nach der Pille mit Ulipristalacetat sogar mindestens eine Woche mit dem Stillen aussetzen“, erklärt die Expertin. Damit die Milchbildung weiter stattfindest, solltest du die Milch in dieser Zeit abpumpen, aber wegschütten. Dein Baby kannst du in dieser Zeit problemlos mit Säuglingsnahrung aus der Flasche füttern.


Langfristig schädlich?

Die Pille danach ist eine Notfall-Verhütung und sollte möglichst nicht häufiger eingesetzt werden. Denn dadurch setzt du deinen Körper wiederholt höheren Hormonspiegeln aus als normalerweise bei der regulären Verhütungs-Pille, egal, ob es sich um ein Kombipräparat oder eine reine Gestagen-Pille handelt. Das kann auf lange Sicht auch zu Zyklusstörungen führen.


Was passiert, wenn ich die Pille danach nehme, obwohl ich bereits schwanger bin?

Bei der Pille mit LNG sind keine negativen Auswirkungen auf den Embryo zu erwarten, bei der Pille mit UPA ist die Datenlage unklar. Deshalb sollte die Pille danach mit diesem Wirkstoff bei Verdacht auf eine Schwangerschaft nicht eingenommen werden. Ein Schwangerschaftstest gibt dir hier weitere Klarheit.

Was ist die Spirale danach?

Bei Frauen mit Übergewicht sinkt die Wirksamkeit der Pille danach. Für Levonorgestrel gilt das bereits ab einem Körpergewicht von 70 Kilo, für Ulipristalacetat ab 95 Kilo. Falls du stärker übergewichtig bist und eine Verhütungspanne hattest, kann die Spirale danach eine sichere Alternative sein, damit du nicht schwanger wirst. Dabei kannst du Dir vom Arzt eine Kupferspirale, eine Kupferkette oder einen Kupferball in die Gebärmutter einlegen lassen. Sie verhindern das Einnisten einer möglicherweise befruchteten Eizelle bis spätestens zum fünften Tag (120 Stunden) nach dem ungeschützten Sex. Sprich: Im Gegensatz zur Pille danach können sie auch dann noch eine Schwangerschaft verhindern, wenn es bereits zum Eisprung und zur Befruchtung der Eizelle durch ein Spermium gekommen ist. Wichtig: Die „Hormonspirale“ ist für die Notfallverhütung nicht geeignet.

Die Spirale danach kann als normales Verhütungsmittel bis zu fünf Jahre und länger vor Ort verbleiben. Die Kosten zwischen 120 und 350 Euro dafür musst du allerdings in der Regel selbst bezahlen, wenn du über 22 Jahre alt bist.


Dr.-Verena-Breitenbach

Verena Breitenbach

Dr.

Dr. Verena Breitenbach ist Frauenärztin, Autorin und Moderatorin. Sie betreibt eine gynäkologische Praxis in Ehingen bei Ulm mit dem Schwerpunkt „Ganzheitliche Medizin“.

Autor(in)

Journalistin/Freie Autorin

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DAK Fachbereich

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