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DAK-Gesundheit: Deutschlands älteste Krankenkasse wird 250 Jahre alt

Hamburg, 5. Juni 2024. Ein neues Buch mit dem Titel „Solidarisch. Sozial. Nachhaltig. 250 Jahre DAK-Gesundheit“ befasst sich mit der deutschen Sozialgeschichte abseits der staatlichen und politischen Institutionen. Im Mittelpunkt steht Deutschlands älteste Krankenkasse, deren erste Vorläuferorganisation, das „Institut zum Besten hülfsbedürftiger Handlungsdiener“ in den Jahren 1773 bis 1774 im damals zu Preußen gehörenden Breslau gegründet wurde. Heute ist sie die drittgrößte deutsche Krankenkasse.


Die vor 250 Jahren entstandene Idee einer solidarischen Absicherung war durch die Ideen der Aufklärung beeinflusst. Sie ist bis heute ein Kerngedanke des modernen Sozialstaats. „Was als eine Art frühen bürgerschaftlichen Engagements begann, hat sich als bis heute tragfähiges ordnungspolitisches Erfolgsmodell erwiesen“, so der Bielefelder Historiker Prof. Hans-Walter Schmuhl, einer der drei Autoren des 500 Seiten starken Bandes. 

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erklärt in seinem Geleitwort: „Zusammenschlüsse wie die der ‚hülfsbedürftigen Handlungsdiener‘, die sich von 1774 an in Hilfskassen gegen das Krankheitsrisiko organisierten und abzusichern suchten, waren nicht weniger als die Wegbereiter für unseren modernen Sozialstaat und unser zuverlässiges Gesundheitssystem.“

Während die Kasse bei ihrer Gründung 279 Mitglieder hatte, zählt sie heute 5,6 Millionen Versicherte. Ihr Haushaltsvolumen beträgt einschließlich der Pflegeversicherung rund 32 Milliarden Euro und ist damit größer als das von zwölf der sechzehn Bundesländer.

Das Buch beschreibt 250 Jahre deutsche Sozialgeschichte, von der Gründung des Instituts in der sich auflösenden ständischen Gesellschaft bis zur modernen Krankenkasse in einer postindustriellen Gesellschaft des 21. Jahrhunderts. Die DAK-Gesundheit hat gesellschaftliche Umbrüche, Kriege und unterschiedliche politische Systeme überdauert und sich immer wieder neu erfunden.

Ausführlich setzt sich die Publikation mit der „Gleichschaltung“ während der NS-Zeit und dem Versuch auseinander, an die Werte der Vorkriegszeit beim Neustart nach 1945 wieder anzuknüpfen, während zugleich die Entnazifizierung nur zögerlich verlief. Das umfangreiche letzte Kapitel beschreibt, welche Folgen die Öffnung der Krankenkassen für den Wettbewerb ab Mitte der 90er Jahre hatte. Es zeigt, wie sich die Kasse den Herausforderungen einer modernen medizinischen Versorgung und der Digitalisierung des Gesundheitswesens stellt, und gibt Einblicke, wie sich die DAK-Gesundheit im Wettbewerb positioniert. Thematisiert wird auch, wie ihr ein erfolgreiches politisches Agenda Setting gelingt. Insofern ist dieses Buch nicht nur eine sozialgeschichtliche Abhandlung, sondern auch eine aktuelle Bestandsaufnahme zur Situation der gesetzlichen Krankenversicherung.

Die klassische Sozialgeschichtsschreibung, wie sie sich seit den 60er Jahren in Deutschland etabliert hat, nimmt vor allem die staatliche Sozialpolitik in den Fokus. „Dieser verengte Blickwinkel führt dazu, dass andere Akteure, die für den deutschen Sozialstaat systemrelevant sind, weitgehend ausgeblendet werden“, erklärt Prof. Hans-Walter Schmuhl. Dieses Buch schließt diese Lücke und ist ein wesentlicher Beitrag dazu, die komplexe deutsche Sozialgeschichte besser zu verstehen. Die Publikation richtet sich an politisch und historisch Interessierte.

Für das Buch hat der Bielefelder Historiker Prof. Hans-Walter Schmuhl eine 1999 erschiene Publikation der Autoren Hartwig Stein und Volker Böge überarbeitet und umfangreich ergänzt.

Die Forschungsschwerpunkte von Hans-Walter Schmuhl liegen auf der Geschichte des Nationalsozialismus, der Medizin- und Wissenschaftsgeschichte, der Stadtgeschichte und Urbanisierungsforschung sowie der Historischen Sozialpolitikforschung.

Der Band „Solidarisch. Sozial. Nachhaltig. 250 Jahre DAK-Gesundheit“ ist im medhochzwei Verlag erschienen, der auf Themen des Gesundheitswesens spezialisiert ist. Das Buch ist als Hardcover und als E-Book im Buchhandel für 39 Euro erhältlich.

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