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Corona-Pandemie: Krankenhausaufenthalte aufgrund von Depressionen bei Berliner Kindern fast verdoppelt

Berlin, 16. Februar 2021. Die Pandemie hat auch in Berlin massive Auswirkungen auf die Gesundheitsversorgung von Minderjährigen. So hat sich die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die mit depressiven Episoden in Berliner Krankenhäusern stationär behandelt wurden, im 1. Halbjahr 2020 im Vergleich zum Vorjahr mit einer Steigerung um 84 Prozent nahezu verdoppelt. Das zeigt eine aktuelle und repräsentative Sonderanalyse der DAK-Gesundheit, die die Universität Bielefeld erstellt hat. Volker Röttsches, Landeschef der DAK-Gesundheit in Berlin, sieht eine „besorgniserregende Entwicklung“.

„Die gesellschaftlichen, schulischen, sozialen und familiären Belastungen durch die Corona-Pandemie wirken sich zunehmend negativ auf Kinder und Jugendliche aus. Wir beobachten immer mehr schwere Verläufe von Essstörungen, depressiven Erkrankungen und suizidalen Krisen bei Kindern und Jugendlichen, die entweder dem Druck und der Ungewissheit nicht standhalten oder auch zu spät Hilfe suchen“, sagt Professor Dr. med. Christoph Correll, Direktor der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters, Charité   Universitätsmedizin Berlin. „Zudem machen wir uns Sorgen, dass es in einem langanhaltend überlasteten familiären System auch zu häuslicher Gewalt kommen kann. In unserer COH-FIT Studie untersuchen wir die Auswirkungen der Pandemie auf Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Teilnehmer können uns helfen, bestmögliche Bewältigungsstrategien sowie Subgruppen mit größtem Unterstützungsbedarf zu identifizieren.“

„Die Zunahme an stationären Behandlungen depressiver Episoden bei Kindern und Jugendlichen besorgt mich. Welchen Anteil daran Homeschooling und Kontaktbeschränkungen haben, muss noch weiter untersucht werden“, sagt Volker Röttsches, Leiter der Landesvertretung der DAK-Gesundheit in Berlin.

Corona-Delle bei Krankenhausbehandlungen 
Die DAK-Sonderanalyse zeigt: Der Lockdown im März und April 2020 führte zu einer spürbaren Corona-Delle bei den Krankenhausbehandlungen. Im Vergleich zum Vorjahr fiel mehr als jede zweite Operation von Kindern und Jugendlichen aus (minus 59 Prozent). Knapp 15 Prozentpunkte mehr als im Bundesdurchschnitt (Rückgang von 45 Prozent). Insgesamt gingen die Krankenhausfälle in der Hauptstadt um rund 42 Prozent zurück. Dieser Effekt betraf alle Altersgruppen. Gründe für die Corona-Delle waren verschobene Behandlungen durch die Krankenhäuser und weniger Klinikbesuche aus Angst der Eltern vor Ansteckungen. Die stärksten Rückgänge gab es bei Magen-Darm-Entzündungen, Infektionen der oberen Atemwege sowie Mandel- und Lungenentzündungen. Durch die Entwicklung erwarten Mediziner jetzt einen Anstieg von schweren Verläufen bei chronischen Erkrankungen von Kindern. 

Corona-Delle ist deutliches Warnsignal
„Die Corona-Delle bei den Kinder-Operationen und Behandlungszahlen ist ein deutliches Warnsignal“, betont Volker Röttsches. „Unser Gesundheitssystem muss Eltern und Kindern die Sicherheit geben, damit sie sich vertrauensvoll versorgen lassen können. Es darf nicht sein, dass notwendige Behandlungen aus Angst vor Ansteckungen verschoben werden. In der aktuellen Corona-Diskussion spielt die Kinder- und Jugendgesundheit eine zu geringe Rolle. Das müssen wir ändern, um langfristige Folgeschäden zu vermeiden.“

Weniger Einweisungen mit Infektionskrankheiten 
Bei den Kindern und Jugendlichen, die während des ersten Lockdowns in Berlin stationär versorgt wurden, ging vor allem die Zahl der Magen-Darmentzündungen (minus 76 Prozent) und Infektionen der oberen Atemwege wie beispielsweise Hals- oder Rachenentzündungen (minus 60 Prozent) zurück. Mögliche Ursache sind laut Analyse der Universität Bielefeld die Kontaktbeschränkungen für Kinder und Jugendliche, wodurch es zu weniger Ansteckungen kam. So sanken auch die Krankenhausbehandlungen von chronischen Mandelentzündungen um 37 Prozent und Lungenentzündungen um 36 Prozent. 

Normalisierung acht Wochen nach Lockdown 
Laut DAK-Sonderanalyse war die Versorgungssituation der Kinder und Jugendlichen in Berliner Krankenhäusern acht Wochen nach dem Lockdown wieder mit dem Vorjahr vergleichbar. Dabei gab es jedoch je nach Erkrankungsart Unterschiede. So wurden Atemwegs- und Infektionserkrankungen – vermutlich aufgrund der anhaltenden Kontakt-reduzierungen – auch Ende Juni noch deutlich seltener als im Vorjahr im Krankenhaus behandelt. Die Universität Bielefeld sah in den vorliegenden Daten des ersten Halbjahrs noch keinen Nachholeffekt, rechnet aber damit für das zweite Halbjahr 2020. 

Im Rahmen der DAK-Sonderanalyse untersuchte die Universität Bielefeld die anonymisierten Krankenhausdaten von mehr als 38.000 Berliner Kindern und Jugendlichen im Alter von null bis 17 Jahren, die bei der DAK-Gesundheit versichert sind. Untersucht und verglichen wurden die ersten Halbjahre 2019 und 2020. 

Die DAK-Gesundheit ist mit 5,6 Millionen Versicherten die drittgrößte Krankenkasse Deutschlands und engagiert sich besonders für Kinder- und Jugendgesundheit.

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Stefan Poetig

Pressesprecher Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern

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