Gesundheitsrisiko: Mehr als 40 Prozent erleben regelmäßig Personalmangel im Job
Potsdam, 5. Juni 2023. In Brandenburg erleben mehr als 40 Prozent der Beschäftigten in ihrem Arbeitsalltag regelmäßig Personalmangel. Bei besonders betroffenen Berufsgruppen ist der Krankenstand deutlich höher als im Landesdurchschnitt. Das zeigt der aktuelle DAK-Gesundheitsreport. Die Studie „Gesundheitsrisiko Personalmangel“ dokumentiert auch die gesundheitlichen Folgen durch den zunehmenden Druck bei ständigen Personalengpässen: Knapp zwei Drittel der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sind komplett erschöpft, viele leiden unter Beschwerden wie Kopfschmerzen. 67 Prozent der Beschäftigten mit regelmäßigem Personalmangel im Job haben in den vergangenen Monaten auch krank gearbeitet. Die DAK-Gesundheit warnt vor einem Teufelskreis und fordert die Arbeitgeber auf, das Potenzial von Betrieblichem Gesundheitsmanagement besser zu nutzten.
Für den DAK-Gesundheitsreport wurden die Daten von rund 110.000 erwerbstätigen DAK-Versicherten in Brandenburg ausgewertet und mehr als 200 erwerbstätige Männer und Frauen im Land repräsentativ durch das Forsa-Institut befragt. Laut Studie erleben mehr als 40 Prozent der Befragten regelmäßig Personalmangel im Job mit deutlichen körperlichen und psychischen Folgen. „Die Ergebnisse sollten ein Weckruf sein, da anderenfalls ein Teufelskreis droht“, sagt Anke Grubitz, Landeschefin der DAK-Gesundheit in Brandenburg. „Durch Stress und Belastungen kann Personalmangel den Krankenstand hochtreiben. In einer Spirale aus weiteren Fehltagen verschärft sich die Situation.“ Grubitz empfiehlt den Arbeitgebern auch die Möglichkeiten des Betrieblichen Gesundheitsmanagements zu nutzen.
Personalmangel beeinflusst den Krankenstand
Laut DAK-Gesundheitsreport gibt es in den Berufsgruppen, in denen die Personalnot am größten ist, auch die meisten Fehltage unter den Arbeitnehmerinnen und -nehmern. Zwar war nach den Auswertungen der Krankenkasse das dritte Pandemiejahr 2022 in Brandenburg generell das Jahr mit dem höchsten Krankenstand seit 25 Jahren. Doch die Auswertung aller Krankschreibungen von DAK-versicherten Beschäftigten zeigt: In den Berufsgruppen mit dem größten Fachkräftemangel lag der Krankenstand noch deutlich über dem Durchschnitt von 6,8 Prozent. So betrug er bei den Beschäftigten in der Kinderbetreuung 8,3 Prozent – im Schnitt waren dort also an jedem Tag des Jahres 83 von 1.000 Beschäftigten krankgeschrieben – und in der Altenpflege bei 8,2 Prozent. Informatikerinnen und Informatiker hingegen hatten mit 4,7 Prozent einen unterdurchschnittlichen Krankenstand.
Erschöpfung, Schlafstörungen und Schmerzen
„Ständiger Personalmangel muss uns alarmieren, denn Überlastung kann die Gesundheit entscheidend beinträchtigen“, sagt Anke Grubitz. Laut Befragung zum DAK-Gesundheitsreport stehen die Betroffenen unter starkem Termin- und Leistungsdruck, machen Überstunden und versäumen Pausen. Wer regelmäßig Personalmangel erlebt, kann in der Freizeit oft nicht abschalten, verzichtet auf Sport und findet wenig Zeit für Hobbys, Familie und Freunde. In der Folge sind knapp zwei Drittel der Befragten ständig müde und erschöpft (63 Prozent). Auch andere Beschwerden treten in der Gruppe häufig oder sehr häufig auf: 42 Prozent haben Schlafstörungen, 35 Prozent Beschwerden des Muskel-Skelett-Systems wie Rückenschmerzen und etwa jeder und jede Fünfte (22 Prozent) leidet unter Kopfschmerzen.
Mehr Präsentismus in betroffenen Berufsgruppen
Einige Beschäftigte in Brandenburg haben aus der problematischen Situation bereits für sich Konsequenzen gezogen. Sechs Prozent haben ihre Arbeitszeit reduziert und 16 Prozent erwägen, dies zu tun – was die Arbeitslast der übrigen Kolleginnen und Kollegen noch weiter erhöhen dürfte. Diejenigen, die bleiben, neigen verstärkt zu Präsentismus, indem sie auch bei Krankheit arbeiten. Je ausgeprägter der Personalmangel ist, desto häufiger zeigt sich dieses Verhalten. Die große Mehrheit (67 Prozent) derjenigen, die regelmäßig Personalmangel erleben, hat in den vergangenen zwölf Monaten auch krank gearbeitet. In Belegschaften ohne erlebten Personalmangel gilt dies nur für knapp die Hälfte.
Gesundheitsaspekte vielfach ohne Beachtung bei täglicher Arbeit
Die Befragung zum Report zeigt auch, dass in den Betrieben der Gesundheitsschutz bei Personalmangel noch nicht ausreichend Thema ist. Von den Beschäftigten mit regelmäßigem Personalmangel hat nur ein Fünftel den Eindruck, dass in ihrem Betrieb bei täglichen Aktivitäten und Entscheidungen grundsätzlich Gesundheitsaspekte berücksichtigt werden. Bei den Beschäftigten ohne Personalmangel sind es hingegen mehr als ein Drittel. „Gerade wenn betriebliche Aufgaben unter den Zwängen des Mangels zu meistern sind, sollten die Arbeitgeber und Unternehmen die gesundheitliche Dimension stärker in den Fokus rücken“, sagt Grubitz. Dabei könne das Potenzial von Betrieblichem Gesundheitsmanagement noch viel mehr genutzt werden. „Vorausgesetzt, alle Beteiligten sind bereit, sich neuen Wegen zu öffnen und die vorhandenen Angebote zu nutzen“, sagt der DAK-Landeschefin. Die DAK-Gesundheit plädiere für ein nachhaltiges Gesundheitsmanagement. „Wir unterstützen Unternehmen gern mit Angeboten eines Betrieblichen Gesundheitsmanagements.“
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