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Ein Drittel weniger HPV-Impfungen bei Kindern und Jugendlichen gegen Krebs in Nordrhein-Westfalen

Düsseldorf, 16. November 2023. HPV-Impfungen gehen in NRW dramatisch zurück. 2022 wurden 29 Prozent weniger Kinder und Jugendliche als im Vorjahr gegen Krebs geimpft. Damit liegt Nordrhein-Westfalen über dem Bundesschnitt (Rückgang um 25 Prozent). Besonders stark ist der Rückgang bei 15-17-jährigen Jungen. Hier sanken die HPV-Impfungen um 50 Prozent. Insgesamt gab es bei Jungen ein Minus von 38 Prozent und bei Mädchen einen Rückgang von 21 Prozent. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Sonderanalyse des Kinder- und Jugendreports der DAK-Gesundheit. Auch der Vergleich zum Vor-Pandemie-Jahr 2019 zeigt einen rückläufigen Trend. Humane Papillomviren (HPV) werden sexuell übertragen und können unter anderem Gebärmutterhalskrebs und Krebs im Mund-Rachen-Raum hervorrufen. DAK-Landeschef Klaus Overdiek fordert eine Impf-Offensive und mehr Aufklärung über Vorteile einer HPV-Impfung.

„Wir müssen unsere Kinder und Jugendlichen in Nordrhein-Westfalen vor Krebserkrankungen schützen und über die HPV-Impfungen informieren und sensibilisieren. Den Rückgang der HPV-Impfungen dürfen wir nicht ignorieren und bedarf Aufklärungskampagnen für Eltern“, sagt Klaus Overdiek, Landeschef der DAK-Gesundheit in Nordrhein-Westfalen.

Für die aktuelle DAK-Sonderanalyse im Rahmen des Kinder- und Jugendreports untersuchten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von Vandage und der Universität Bielefeld Abrechnungsdaten von rund 147.300 Kindern und Jugendlichen bis einschließlich 17 Jahren, die bei der DAK-Gesundheit in Nordrhein-Westfalen versichert sind. Analysiert wurden anonymisierte Versichertendaten aus den Jahren 2017 bis 2022.

„Der hohe Rückgang bei HPV-Impfungen ist bedenklich und ein schlechtes Zeichen für die Gesundheitsvorsorge unserer Kinder. Nach der Corona-Pandemie ist leider der erhoffte Nachholeffekt ausgeblieben“, sagt Klaus Overdiek, Landeschef der DAK-Gesundheit in NRW. „HPV-Impfungen sind besonders wichtig, denn sie schützen junge Menschen vor Krebserkrankungen. Wir brauchen eine Impf-Offensive im Kontext HPV, um vor der Krankheit zu schützen. Vor allem Eltern müssen für die Vorteile einer HPV-Impfung sensibilisiert und eine mögliche Impfskepsis muss abgebaut werden. Wichtig ist, dass wir eine Trendumkehr schaffen, damit in Zukunft wieder mehr Kinder und Jugendliche gegen Krebserkrankungen geschützt werden können.“

Geringe Impfquoten vor allem bei Jungen
Die DAK-Auswertung zeigt, dass 2022 deutlich weniger Kinder und Jugendliche aus NRW erstmalig eine HPV-Impfung erhalten haben als 2021. So gingen die Impfungen bei Mädchen um 21 Prozent und bei Jungen um 38 Prozent zurück. Besonders stark sanken die Erstimpfungszahlen bei jugendlichen Jungen im Alter von 15- bis 17-Jahren. Hier steht ein Minus von 50 Prozent.

Starke Rückgänge im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit
Im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 sind die Rückgänge noch ausgeprägter: 2022 erhielten 42 Prozent weniger Kinder und Jugendliche erstmalig eine Impfung gegen Krebs als 2019. Auch hier gingen die Zahlen bei Jungen mit 52 Prozent stärker zurück als bei Mädchen mit 31 Prozent. Deutliche Negativtrends zeigen sich vor allem in der Altersgruppe der 15- bis 17-Jährigen – insbesondere bei jugendlichen Jungen mit einem Minus von 67 Prozent. Auch der Anteil erstmalig geimpfter Kinder, die ins impfrelevante Alter von neun Jahren eintreten, ist im Landesdurchschnitt 2022 zuletzt gesunken.

„Die Ergebnisse des DAK-Kinder- und Jugendreportes 2023 zeigen leider eine deutlich rückläufige HPV-Erstimpfungsquote. Der Anteil der gegen HPV geimpften Kinder war schon vor der Pandemie nicht besonders hoch, gerade im Vergleich zu anderen europäischen Ländern. Nun ist er besorgniserregend niedrig“, so Dr. Thomas Fischbach, Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzt*innen e. V. (BVKJ). „Darüber, wie dieser massive Rückgang zu erklären ist, kann ich nur spekulieren. Sicherlich hat die HPV-Impfung im Zuge der hohen medialen Aufmerksamkeit rund um die Corona-Schutzimpfung zeitweise weniger Beachtung erfahren. Auch kann ich eine leicht erhöhte Impfskepsis beobachten, ausgelöst durch die vielen Diskussionen um vermeintliche Folgeschäden der Corona-Schutzimpfung. Das hat ganz bestimmt auch Auswirkungen auf die HPV-Impfung.“ Positiv zu bewerten sei der gestiegene Anteil impfender Pädiaterinnen und Pädiater. „Für die Zukunft wünsche ich mir, den Bekanntheitsgrad der HPV-Impfung durch Werbeinformationen für Eltern und Patienten weiter zu erhöhen. Da sehe ich auch die Krankenkassen und die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung in der Verantwortung“, so Fischbach weiter. „Ebenfalls wünschenswert wäre ein elektronischer Impfausweis mit einer niedrigschwelligen Informations- und Erinnerungsmöglichkeit und dass die Relevanz der HPV-Impfung im Schulunterricht stärker thematisiert wird.”

STIKO: Impfempfehlung für Mädchen und Jungen
Seit 2007 empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) eine HPV-Impfung für Mädchen und seit 2018 auch für Jungen. Humane Papillomviren (HPV) werden sexuell übertragen und können Gebärmutterhalskrebs sowie Krebs im Mund-Rachen-Raum, an weiblichen und männlichen Geschlechtsorganen und im After verursachen. Laut Robert Koch-Institut erkranken in Deutschland jedes Jahr rund 6.250 Frauen und 1.600 Männer an HPV-bedingtem Krebs. Eine Impfung sollte idealerweise vor dem ersten Geschlechtsverkehr erfolgen. Die DAK-Gesundheit übernimmt die HPV-Impfung für alle Kinder im Alter bis 17 Jahren und zusätzlich im Rahmen einer Satzungsleistung für alle 18- bis 26-Jährigen. Damit geht die Kasse über den gesetzlichen Leistungsanspruch hinaus.

Informationen zur HPV-Impfung: www.dak.de/hpv

Die DAK-Gesundheit ist mit 5,5 Millionen Versicherten, davon rund eine Million in NRW, die drittgrößte Krankenkasse Deutschlands und engagiert sich besonders für Kinder- und Jugendgesundheit.

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