Krankenstand in Berlin 2024 gesunken

Die Mehrzahl der Fehltage in Berlin gingen 2024 auf das Konto von drei Erkrankungsgruppen: Atemwegserkrankungen, psychische Leiden und Muskel-Skelett-Probleme. Vor allem bei den Atemwegserkrankungen gab es einen erheblichen Rückgang. Erkältungen, Bronchitis und Co. verursachten rund 385 Fehltage je 100 Versicherte, 15,2 Prozent weniger als im Vorjahr. Muskel-Skelett-Probleme wie Rückenschmerzen gingen ebenfalls zurück. Sie waren für 320 Fehltage je 100 Versicherte verantwortlich, 6,8 Prozent weniger als 2023. Einen Anstieg gab es hingegen bei den psychischen Erkrankungen wie Depressionen. Sie führten zu rund 348 Fehltagen je 100 Versicherte. Das ist im Vergleich zum Vorjahr ein Anstieg um 3,2 Prozent.

„Wir haben keine Dynamik mehr beim Krankenstand wie vor drei Jahren“, sagt Volker Röttsches, Landeschef der DAK-Gesundheit in Berlin. 2022 gab es einen sprunghaften Anstieg bei den Fehltagen. Damals waren erstmals Arzt-Atteste zur Arbeitsunfähigkeit elektronisch direkt an die Krankenkassen gegangen und mussten nicht mehr von den Versicherten selbst eingereicht werden. „Es gab einen einmaligen Meldeeffekt, der – je nach Diagnose – rund 60 Prozent und mehr des damaligen Anstiegs ausgemacht hat“, erklärt Röttsches. Seitdem gibt es bei den Fehltagen insgesamt nur geringfügige Veränderungen. „Es stimmt nicht, dass sich Beschäftigte immer mehr Tage krankmelden.“

Wachsende Misstrauenskultur in den Unternehmen
Die Mehrheit der Beschäftigten hatte für jeden Fehltag eine ärztliche Bescheinigung: Bei einer Forsa-Befragung im Auftrag der DAK-Gesundheit gaben 56 Prozent der Beschäftigten in Berlin an, sich für eine Krankmeldung immer ein ärztliches Attest zu holen – obwohl nur 22 Prozent diese tatsächlich bereits ab dem ersten Fehltag benötigen. Die DAK-Gesundheit wertet die Befragungsergebnisse als Zeichen für eine Misstrauenskultur. „Die Beschäftigten holen sich ein ärztliches Attest, um nicht dem Verdacht ausgesetzt zu sein, sie würden ohne triftigen Grund der Arbeit fernbleiben“, so Röttsches. Der DAK-Landeschef warnt: „Misstrauen in den Unternehmen ist kontraproduktiv. Es fördert nicht den Einsatzwillen der Beschäftigten, sondern hemmt ihre Leistungsfähigkeit. Misstrauen ist ein Zeichen negativer Wertschätzung und als solches selbst ein Gesundheitsrisiko.“

Chancen im betrieblichen Gesundheitsmanagement
Statt über Karenztage und Sanktionen nachzudenken, sollten sich Betriebe und Behörden eher um gesundes Arbeiten bemühen. „Alle sind zufriedener, wenn es bei der Arbeit gut läuft. Und Beschäftigte, die mit ihrer Arbeit zufrieden sind, melden sich seltener krank“, sagt Röttsches  und verweist auch hier auf Forsa-Ergebnisse für Berlin: In der Gruppe der Zufriedenen waren in den vergangenen zwölf Monaten 63 Prozent von mindestens einer Krankschreibung betroffen, bei den Unzufriedenen waren es 78  Prozent. Mit steigender Arbeitszufriedenheit sinkt der Anteil derjenigen mit Krankmeldung. „Es liegen große Chancen im betrieblichen Gesundheitsmanagement, bei dem unsere DAK-Gesundheit bereits viele Firmen unterstützt“, so der DAK-Landeschef.

Krankenstand leicht unter Bundesniveau
Die Fehlzeiten in Berlin sind mit denen der Beschäftigten bundesweit vergleichbar. Das Land liegt beim Krankenstand leicht unter dem Durchschnitt von 5,4 Prozent. Den meisten Arbeitsausfall bundesweit hatten die Beschäftigten in Sachsen-Anhalt mit einem Krankenstand von 6,5 Prozent. Die wenigsten Fehltage gab es mit 4,7 Prozent in Baden-Württemberg.

Für die aktuelle Analyse wertete das Berliner IGES Institut die Daten von 119.000 erwerbstätigen DAK-Versicherten in Berlin aus. Die DAK-Gesundheit ist mit 5,5 Millionen Versicherten, davon mehr als 260.000 in Berlin, die drittgrößte Krankenkasse Deutschlands

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